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am Fuß der Keupergruppe und ihrer Vorberge aus und bildet den westlichen und südlichen Theil des Oberamtsbezirks Marbach.

Die Partie des Muschelkalks bildet ein flachwelliges Land; lang gestreckte Flachrücken ziehen zwischen leicht eingefurchten Thälchen und Rinnen, die erst gegen die Hauptthäler hin schroffer in das Flachland einschneiden und alsdann meist rechtwinkelig in dieselben einziehen. Die Hauptthäler (Neckar- und Murrthal) selbst sind vielfältiger gekrümmt als die Thäler der Keupergruppe und brechen kantig und steil ein; letzteren Charakter finden wir insbesondere bei dem Murrthal, während sich in dem Neckarthal erst die vollendete Physiognomie eines Muschelkalkthales ausspricht, indem hier die Steilgehänge wechselseitig auftreten und zwar so, daß die hufeisenförmigen Bögen, welche der Fluß mit wahrer Grazie beschreibt, an den Außenseiten von steilen amphitheatralischen Wänden begleitet sind, während auf den Innenseiten der Bögen ganz flache, breit auslaufende Rücken den jenseitigen, schroff ansteigenden Abhängen entgegenziehen.

Das Bottwarthal hat einen von den beiden vorhergehenden Thälern ganz verschiedenen Charakter, der auch mit den Keuperthälern wenig Verwandtschaft zeigt, indem es gerade auf der Grenze zwischen der Keupergruppe und dem Muschelkalk-Flachland hinzieht, somit auf der linken Seite von den Keuperhöhenzügen in mäßiger Entfernung begrenzt wird, während sich auf der rechten Seite flaches Ackerland der wiesenreichen Thalebene anschließt.

Das Flachland dient vorzugsweise dem Feldbau und unterscheidet sich auch in dieser Beziehung auffallend von der reich bewaldeten Keupergruppe. An den sommerlichen Thalgehängen grünt die mit bewunderungswürdigem Fleiß gepflanzte Rebe, die hier an vielen Stellen die vortrefflichsten Weine liefert.

Die mittlere Erhebung über das Meer beträgt auf dem Flachlande etwa 900′, in dem Neckarthal 600 württ. Fuß.

a. Erhebungen und Höhenbestimmungen.

Der höchste Punkt des Oberamtsbezirks ist das auf der Bezirksgrenze liegende Stocksberger Jägerhaus mit 1889 w. Fuß, der tiefste befindet sich 1/4 Stunde unterhalb Mundelsheim, wo der Neckar den Oberamtsbezirk verläßt, mit 630 w. F. über der Meeresfläche.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0005.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)