Seite:OAMarbach0049.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wechselt von 663 württ. Fuß beim Einfluß der Murr in den Neckar bei Marbach bis über 1800 württ. Fuß.

Während in den hochgelegenen Orten des nördlichen Bezirks in der Nähe des Stocksbergs, z. B. in Kurzach, Nassach, Prevorst bei 1700′ Höhe, ebenso in weitern Orten die über 1000′ hoch liegen, z. B. in Affalterbach, Ottmarsheim, Erbstetten, Allmersbach, Weiler zum Stein, hauptsächlich entzündliche Krankheiten vorherrschen, sind in den Thalorten Nervenfieber, Gastricismen und rheumatische Fieber häufiger.

Die häufigsten Krankheitsformen sind Entzündungen der Brustorgane, Lungen- und Rippenfellentzündungen, die bei Kindern häufig den Tod herbeiführen. Der Croup ist bei Kindern nicht selten und daß derselbe häufig günstig verläuft mag seinen Grund darin finden, daß derselbe von den Eltern bald erkannt und sogleich das Nöthige eingeleitet wird.

Einen großen Theil der Krankheitsformen bilden die Rothlaufformen, die hauptsächlich als Gesichtsrosen und Anginen auftreten.

Rheumatismen kommen in allen Formen vor, von begrenzten Muskelrheumatismen bis zu hitzigem Gliederweh, chronischer Gicht.

Wie überall, tritt in den Monaten Juli, August, September die Brechruhr in der verschiedensten Form auf, hauptsächlich sind es dann Kinder, die oft rasch solchen Ruhranfällen unterliegen. Lungentuberkulose ist selten, desto häufiger Asthma (Emphysem) der Lungen. Kranke mit Herzklappenfehlern und Herzhypertrophie stehen beständig in Behandlung. Gewöhnliche Folgen dieser Herzleiden sind Leberaffektionen, Brust-, Bauch- und Hautwassersuchten. Chronische Magenleiden sind nicht selten; Jahre hindurch werden Patienten von solchen geplagt und haben gewöhnlich ihren Grund in Erkrankungen der Magenschleimhaut, die bei unzweckmäßiger Kost meistens nur schwer zu beseitigen sind. Bleichsucht ist selten, ebenso Epilepsie und Geisteskrankheit. Die Syphilis ist meist eingeschleppt. Krätze beinahe ganz verschwunden; der Bandwurm nicht selten. Von chirurgischen Krankheiten kommen außer Beinbrüchen hauptsächlich veraltete Fußgeschwüre und viele Unterleibsbrüche, besonders in der Leistengegend in Behandlung.

Das Tragen schwerer Lasten in unebenem Terrain scheint bei Weingärtnern das Austreten der Unterleibsorgane sehr zu befördern.

Geburtshilfliche Operationen sind nicht häufig, indem von

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0049.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)