Seite:OAMarbach0106.jpg

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2. Eine aus der Gegend des Hohenstaufens herkommende römische Heerstraße führte nach Marbach, von da nach Murr, weiter nach Höpfigheim an der Mundelsheimer Ziegelhütte und an Ottmarsheim vorüber, wo sie bald den Bezirk verläßt und in dem Oberamtsbezirk Besigheim fortsetzt (s. dieses).

3. Von Pforzheim lief eine Römerstraße über Bietigheim und kommt bei Pleidelsheim, wo sie den Neckar übersetzte, in den Bezirk, zog weiter nach Murr, Steinheim, Forsthof, Sinzenburg, nördlich an Altersberg vorüber und einerseits nach Murrhardt, andererseits über die Höhen der Löwensteiner Berge nach der römischen Grenzniederlassung bei Mainhardt.

4. Von Pleidelsheim führte eine weitere Römerstraße über den Gauchenberg bei Pleidelsheim nach Großbottwar und von da nach Oberstenfeld und weiter nach Abstatt; von Oberstenfeld scheint auch ein Römerweg nach Gronau und von da über die sog. Platte nach Prevorst und Mainhardt gezogen zu sein, was jedoch nicht verbürgt werden kann.

5. Endlich ist noch eine Römerstraße anzuführen, die von Poppenweiler herkommend den südlichsten Theil des Bezirks berührt, nördlich an Siegelhausen vorbeiführt, bei Steinächlen den Buchenbach übersetzt, bald in den Oberamtsbezirk Backnang einzieht und dort ihre Richtung gegen Murrhardt einhält.

Schon die römischen Straßenzüge beurkunden hinlänglich die ausgebreitete Ansiedlung der Römer im diesseitigen Bezirk, noch viel mehr aber die Überreste römischer Wohnplätze und die reichlichen Funde römischer Altäre, Denksteine etc.

Nach allen bis jetzt aufgefundenen römischen Überresten scheint im ganzen Bezirk bei Marbach die bedeutendste römische Niederlassung gestanden zu haben und zwar nördlich der Stadt in der Nähe der Alexanderskirche und auf den Fluren Mäurich und Lug. Hier laufen mehrere Römerstraßen zusammen und finden sich nebenbei Spuren römischer Gebäude; auch spricht die Sage, daß die ursprüngliche Stadt auf dieser Stelle lag, entschieden dafür. Die Niederlassung bei Marbach war schon deshalb von Bedeutung, weil hier die Römer einen Übergang über den Neckar gewählt hatten, und diesen Punkt sowohl bei Marbach als bei dem jenseits des Flusses liegenden Benningen, wo ebenfalls auf der sog. Burg ein ausgedehnter römischer Wohnplatz stand, sichern mußten.

Römische Denksteine und Altäre wurden folgende in- und zunächst bei Marbach gefunden:

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0106.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)