Seite:OAMarbach0114.jpg

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Als Wappen führt die Stadt im senkrecht getheilten goldenen Schild rechts 3 Hirschhörner, links einen mit Reben umrankten Thurm; ursprünglich enthielt das Wappen nur den mit Reben umschlungenen Thurm, wozu dann später noch die württembergischen Hirschhörner kamen.

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Oberhalb der rechten Gehänge gegen das reizende Neckarthal, die sich etwa 100′ über das Niveau des Flusses erheben, und oberhalb der linken Gehänge des schroff eingefurchten Strenzelbachthälchens hat an dem rechtwinkeligen Vereinigungspunkt der beiden Thäler die Stadt eine sehr freundliche Lage, vermöge der sie auf der westlichen (Neckar-) Seite und der nördlichen (Strenzelbach-) Seite von Natur fest und unzugänglich war. Diese unzugängliche rechtwinkelige Ecke wurde bei der Anlage der Stadt benützt und einerseits die rings um dieselbe aufgeführte Stadtmauer bis an die oberen Ränder der beiden Thäler vorgeschoben, andererseits ihr eine mit dieser Ecke übereinstimmende Figur eines länglichten Rechtecks gegeben. An der Außenseite der mit Thürmen und Halbrondelen besetzten, meist noch erhaltenen Stadtmauer, lauft überdieß noch ein Zwinger und Graben, der nur an der westlichen, von Natur unzugänglichsten Seite fehlt. Die Stadt trägt daher heute noch den echten Charakter eines im Mittelalter wohl befestigten Orts und hat, von der Nordwestseite gesehen, sogar einige Ähnlichkeit mit einer kleinen Festung. Von den 3 mit Thürmen versehenen Stadtthoren wurde das Neckarthor an der südwestlichen Ecke der Stadt im Jahr 1811/12 und das Nikolausthor (untere Thor) an der nordöstlichen Ecke im Jahr 1833 abgebrochen, während sich das an der Ostseite stehende obere Thor noch erhalten hat; über dem spitzbogigen Durchgang desselben erhebt sich ein viereckiger, alter, stattlicher Thurm mit vierseitigem Zeltdach, aus dem eine sog. Laterne emporstrebt. An der Außenseite des Thurms sind die Wappen von Württemberg und von Thurn und Taxis nebst der Jahrszahl 1733 angemalt. Überdieß besteht noch an der südlichen Stadtmauer ein kleines spitzbogiges Ausfallthörchen, das längere Zeit zugemauert war, nun aber wieder geöffnet ist. Außer dem oberen Thorthurm haben sich an der Stadtmauer, die ringsum mit einem sog. Umlauf versehen war, einige weitere Thürme und Halbrondele noch erhalten, und zwar: 1. an der nordwestlichen Ecke der Stadt ein fester, sehr alter Thurm, der sog. Bürgerthurm, in welchem sich noch ein Haspel, mittelst dessen die Eingekerkerten in das unterste Gelaß hinabgelassen wurden,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0114.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)