Seite:OAMarbach0135.jpg

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erheben und dem Auge angenehme Ruhepunkte gewähren. Auch Ludwigsburg mit seinem imposanten Schloß ist sichtbar. Dieses weitgedehnte Flachland wird gegen Süden und Südwesten von den Hügelzügen bei Stuttgart, Eßlingen etc. begrenzt, hinter denen ein großer Theil der Alb den fernen Hintergrund bildet. Gegen Osten und Nordosten erscheinen in blauer Ferne die höheren Punkte des Schwarzwalds, während der Stromberg mit dem Michaelsberg an der äußersten Spitze mehr in die Landschaft herein tritt. Gegen Norden begrenzen die Aussicht die Höhen des Odenwalds, und gegen Osten schweift der Blick an die Höhenzüge des Welzheimer und Murrhardter Walds.

Marbach war schon zur Zeit der Römer ein Ort von Bedeutung, hiefür zeugen 4 von der gegenwärtigen Stadt ausgehende Römerstraßen und 7 römische Denksteine, welche theils im Ort, theils ganz in der Nähe desselben aufgefunden wurden (s. hier den allgemeinen Theil Abschnitt „römische Alterthümer“). Zwei römische Säulen, welche früher das Stolp’sche Weinberghäuschen unterstützten, sind nun im Garten des Oberamtsarzts Dr. Schwandner passend aufgestellt.

Ferner wurden im sechzehnten Jahrhundert die Reste eines Wohnzimmers mit einem Hypocaustum ausgegraben und im Jahr 1780 ein ähnliches in der sog. Au 1/4 Stunde nördlich der Stadt. Auf dem sog. alten Markt in der Nähe der Alexanderskirche, wo nach der Sage ursprünglich die Stadt gestanden sein soll, wurden in neuerer Zeit unfern der ehemaligen Römerstraße, die von Marbach nach Murr führte, ebenfalls Grundreste eines römischen Gebäudes aufgefunden.

Auf der 1/2 Stunde südöstlich von Marbach gelegenen Flur „Bürg“ befinden sich Spuren römischer Gebäude, an denen die Römerstraße von Hochdorf nach Marbach vorbeiführte.

Überdieß kommen auf der Markung noch Flurnamen vor, die auf abgegangene Gebäude, Wachposten etc. hindeuten, z. B. 1/8 Stunde nördlich von Marbach „Mäurich“, was auf Mauerreste schließen läßt, nahe dabei wird eine sehr erhöhte Stelle mit ausgebreiteter Aussicht „auf der Lug“ genannt (von lugen, spähen), 1/4 Stunde südöstlich von der Stadt „Lauerbäumle“ etc.

In älteren Landbeschreibungen wird bei Marbach ein mineralisch Bad, der Starrenwadel genannt, angeführt.

Zu der Gemeinde gehört:

Siegelhausen (alt Sigelarhusen), ein freundlicher Weiler,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0135.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)