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Auenstein,


Gemeinde II. Kl. mit 994 Einw., wor. 3 Kath. a. Auenstein, Pfarrdorf, 788 Einw.; b. Helfenberg, Weiler, 206 Einw. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Thalheim O.-A. Heilbronn eingepfarrt.

Auenstein hat 4 Stunden nördlich von der Oberamtsstadt eine sehr angenehme ebene Lage am Fuß eines langgestreckten Ausläufers der Löwensteiner Berge, auf dessen höchstem Punkte die Ruinen des Schlosses Helfenberg eine landschaftliche Zierde der Gegend bilden. An der westlichen Seite des Orts fließt die Schotzach, und an der südlichen der Abstatterbach vorüber; beide Bäche vereinigen sich zunächst (unterhalb) des Dorfs. Der ansehnliche, ziemlich regelmäßig angelegte Ort hat ein freundliches Aussehen und ist mit breiten, reinlich gehaltenen, gekandelten Ortsstraßen versehen, an denen die meist gut aussehenden Gebäude, worunter einzelne im städtischen Styl gehaltene, etwas gedrängt hingebaut sind. Im nördlichen Theile des Dorfs steht die im Jahr 1832 in einem einfachen Styl neu erbaute Pfarrkirche mit einem Thürmchen (Dachreiter) auf dem Vordergiebel; das weiß getünchte Innere der Kirche ist freundlich, hell und mit einer einfach bemalten, flachen Decke versehen. Die Unterhaltung der Kirche hat die Gemeinde.

Der Begräbnißplatz ist am nördlichen Ende des Orts angelegt.

Nahe der Kirche liegt das Pfarrhaus mit seinen Ökonomiegebäuden, Garten und Hofraum; es wurde 1840 einem Privatmann von dem Staat abgekauft und für seinen gegenwärtigen Zweck gut eingerichtet.

Das ansehnliche, bei der Kirche gelegene Schulhaus, war früher Pfarrhaus und wurde 1840 von der Gemeinde erkauft, die es namhaft verbessern und vergrößern ließ; in demselben sind zwei geräumige Lehrzimmer und die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen eingerichtet.

Das im Jahr 1706 erbaute Rathhaus befindet sich in gutem Zustande.

Überdieß sind an öffentlichen Gebäuden noch vorhanden: ein Backhaus, ein Waschhaus, eine Kelter mit 4 Bäumen und einer kleinen Presse, ein Schafhaus, ein kleines Armenhaus und zwei Brechöfen. Am westlichen Ende des Orts steht an der Schotzach eine Mühle mit 2 Mahlgängen, einem Gerbgang, einer Gipsmühle, einer Hanfreibe und einer Hirsenmühle; sodann besteht innerhalb des Dorfs eine Ölmühle ohne Wasserkraft. Die übrigen Gewerbe dienen nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0147.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)