Seite:OAMarbach0156.jpg

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und eines prakticirenden Arztes; auch befindet sich daselbst eine Apotheke.

Der Ort liegt unterm 26° 58′ 34,46″ östlicher Länge und 49° 2′ 37,54″ nördlicher Breite (Stadtkirchthurm), 31/4 geometrische Stunden nordöstlich von der Oberamtsstadt; die Erhebung über das Mittelmeer beträgt an der Erdfläche des Rathhauses 870 Württemb. oder 768 Pariser Fuß.

Die nicht große, enge und unregelmäßig angelegte Stadt ist theils in die Ebene des anmuthigen Söhlbachthals, größtentheils aber terrassenförmig steil aufsteigend an dem schön gerundeten Schloßberg hinangebaut, auf dessen Kuppe die großartigen Ruinen des ehemaligen Schlosses Beilstein, genannt Langhans, ernst sich erheben. Zwischen der Stadt und dem Schloß steht frei und hoch am Schloßbergabhange die altehrwürdige St. Magdalenen Kirche, zur sehr malerischen Ansicht des Orts wesentlich beitragend. Die Stadt war mit Mauern umgeben, die größtentheils noch erhalten sind und sich bis zu dem ehemaligen Schloß hinaufziehen, so daß der Ort mit den Befestigungen des Schlosses zusammenhieng und von demselben aus geschützt und vertheidigt werden konnte. An der zu dem Schloß hinauf führenden nördlichen Mauer sieht man noch Reste der Treppe, welche innerhalb des sog. Umgangs von der Stadt bis zum Schloß angelegt war. Als weitere Befestigung der Stadt diente ein an der Westseite hinziehender, noch vorhandener Wassergraben, der seinen Zufluß aus mehreren, zum Theil in den Kellern der angrenzenden Häuser entspringenden Quellen, besonders aber aus dem kleinen See beim ehemaligen Klausthor erhält und zunächst der Stadt in den Söhlbach mündet. Durch den Ort führt gut erhalten und gekandelt die Marbach–Heilbronner Landstraße; die Nebenstraßen sind mit wenig Ausnahme enge, winkelig und durchaus gepflastert. Von öffentlichen Plätzen sind erwähnenswerth der an der Hauptstraße in der Mitte der Stadt gelegene Marktplatz und der Kelterplatz im westlichen Theil des Orts. Die Stadt hatte zwei Thore, das Kreppthor an der Südseite und das Klausthor an der Nordseite; beide waren mit Thürmen versehen und wurden 1840/42 abgebrochen. Im allgemeinen ist die Stadt reinlich gehalten und die Gebäude, unter denen mehrere im modernen Styl erbaute, von Holz und meist mit steinernen Unterstöcken versehen; sie sind nicht besonders alt, indem am 21. (31.) Juli 1693 die Franzosen anderthalbhundert Gebäude, fast die ganze Stadt, niederbrannten.

Von öffentlichen Gebäuden sind zu nennen:

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 156. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0156.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)