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große St. Annasee, der als Fischwasser benützt, und von der Gemeinde um 33 fl. jährlich verpachtet wird.

Die Einwohner sind im allgemeinen gesund, jedoch minder ansehnlich und unter den älteren Leuten trifft man mehrere kretinenartige, was bei der jüngeren Generation seltener vorkommt. Sparsamkeit, Fleiß und kirchlicher Sinn sind im allgemeinen die Eigenschaften der Einwohner, deren Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht und Weinbau bestehen; der Gewerbebetrieb ist nicht beträchtlich und dient meist nur dem örtlichen Bedürfniß, mit Ausnahme eines tüchtigen Uhrmachers, eines Secklers, eines Messerschmieds und zweier Seifensieder, die ihre Fabrikate auch auswärts absetzen, namentlich macht der Uhrmacher bedeutende Geschäfte sogar über die Grenzen des Landes hinaus. Ferner sind vorhanden 2 Kaufläden, eine Conditorei, ein Nadler mit Specereihandlung, ein Krämer und 4 Schildwirthschaften. Die Vermögensumstände sind im allgemeinen nicht zu den besseren zu zählen, da die Haupterwerbsquelle der Weinbau bildet, dessen Erträgnisse erst in den günstigen Jahren der neueren Zeit manchem verschuldeten Bürger wieder einigermaßen aufgeholfen haben. Die vermöglichsten Bürger besitzen 40–50 Morgen, die mittelbegüterten 10–12 Morgen und die unbemittelsten 2 Morgen Grundeigenthum. Vollständige Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 10 Personen; mehreren werden blos wöchentlich Almosen gereicht.

Ausgezeichnete Beilsteiner sind: Valentin Wanner, genannt Vannius, erst Mönch in Kl. Maulbronn, ging zum Protestantismus über, Prediger in Löwenstein, darauf in Culmbach, 1535 in Beilstein und nach weiterem Wechsel 1558 Abt in Maulbronn, † 27. Aug. 1567. Ein tüchtiger Theologe, dessen Schrift wider die Messe viel Aufsehen machte.

Matthäus Esenwein, geb. 5. Mai 1620, 1651 Diacon in Urach und gleich darauf in Tübingen, 1659 Decan in Leonberg, 1661 in Kirchheim, 1669 Abt in Hirschau, als welcher er den 24. Sept. 1672 verschied. Er war ein gründlicher Kenner der hebräischen Sprache, welche er 1652–59 auf der Universität Tübingen lehrte.

Friedr. Philipp Immanuel (v.) Niethammer, Sohn des hiesigen Stadtpfarrers, geb. den 26. Merz 1766, 1793 Professor der Philosophie, 1797 der Theologie in Jena, 1804 Professor und Consistorialrath in Würzburg, 1806 protestantischer Kreis-, Consistorial- und Schulrath in Bamberg, 1807 Centralschul- und Studienrath in München, 1829 erster evangelischer Consistorialrath daselbst,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)