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Ludwig und Ulrich von Württemberg beides an Conrad von Stammheim versetzten, ferner im J. 1453, als Graf Ulrich von Württemberg dasselbe den Grafen Ulrich und Conrad von Helfenstein Gebrüdern statt der ihnen versetzten Burg und Stadt Leipheim, welche er an die Stadt Ulm verkauft hatte, zum Leibgeding unter Vorbehalt der Öffnung übergab.

Es verschrieb jedoch 1456 Graf Ulrich von Helfenstein für 200 fl. das Öffnungsrecht dem Ritter Eberhard von Neipperg und der Württemberger Graf wurde an diesem Rechte gekränkt. Hierüber entrüstet zog letzterer im J. 1457 Burg und Stadt B. mit bewaffneter Hand wieder an sich und brachte es dahin, daß der Graf von Helfenstein in die Acht erklärt wurde. (Näheres bei Stälin, Wirt. Gesch. 3. 506.).

Endlich im J. 1463 versetzte abermals derselbe Graf Ulrich von Württemberg, welcher damals eine große Summe für die Lösung aus pfälzischer Gefangenschaft zu bezahlen hatte, Burg und Stadt B. der Wittwe Conrads von Gemmingen, geb. von Weingarten, und ihrem Sohn Dieterich von Gemmingen, und löste solches Pfand erst 1474 von Hans und Diether von Gemmingen gegen Erstattung von 800 fl. und 95 fl. Baukosten an letzteren wieder ein.

Verheerend wirkte in B. der 30jährige Krieg; 1634 waren allhier 200 Bürger und 205 Gebäude (Häuser, Scheunen), wogegen 1655 (sieben Jahre nach dem westphälischen Frieden) nur 87 Bürger und 117 bewohnte Häuser gezählt wurden.

Bei ihrem Einfall im J. 1693 raubten und mordeten die Franzosen neben dem, daß sie, wie erwähnt, die Stadt fast ganz in Asche legten; die Einwohnerschaft schmolz auf 45 Bürger herab und der Schaden der Stadt wurde auf 124.775 fl. geschätzt.

Frühe erscheint eine Adelsfamilie, welche sich von Beilstein nannte; Dietrich von B., welcher um 1150 das Kloster Hirschau beschenkte (Cod. Hirs. 55b), ist das älteste bekannte Glied derselben und eine frühere Erwähnung des Ortsnamens hat sich überhaupt nicht erhalten. Die Geschichte hat uns nicht aufbewahrt, welcher dieser Dienstmannen erstmals auf der hiesigen Burg saß; gegen Ende des 14ten und am Anfang des 15ten Jahrhunderts waren es die Herren von Wunnenstein (s. W.).

Unter den Adelsfamilien, welche einen hiesigen Hof von der Herrschaft Württemberg zu Lehen erhielten, steht oben an Albrecht von Tachenhausen unter dem J. 1361.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0169.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)