Seite:OAMarbach0180.jpg

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Hochebene und hat im allgemeinen einen fruchtbaren Lehmboden, der jedoch in nassen Jahrgängen etwas naßkalt erscheint; an den Thalgehängen treten die Zersetzungen des Hauptmuschelkalks und oben an denselben die der Lettenkohlengruppe auf. Ein Muschelkalksteinbruch ist vorhanden.

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig, jedoch etwas rauher als in den dem Neckar näher gelegenen Orten, daher auch der Weinbau nur spärlich getrieben wird. Hagelschlag kommt selten vor.

Die Landwirthschaft wird sehr fleißig und umsichtig getrieben; landwirthschaftliche Neuerungen, wie verbesserte Pflüge, Häufel- und Felgpflüge, Repssämaschinen, Walzen, eiserne Eggen etc. haben Eingang gefunden und zur Verbesserung des Bodens kommt außer dem gewöhnlichen Stalldünger und der fleißig gesammelten Jauche auch Gips und Kompost in Anwendung. In dreizelgiger Flureintheilung baut man die gewöhnlichen Cerealien und in der ganz angeblümten Brache Kartoffeln, sehr viel dreiblättrigen Klee, Angersen, viel Reps, etwas Zuckerrüben und versuchsweise Taback. Auf einen Morgen rechnet man Aussaat 1 Scheffel Dinkel, 4 Sri. Haber und 3 Sri. Gerste und erntet 6–10 Scheffel Dinkel, 4–7 Scheffel Haber und 3–5 Scheffel Gerste. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 200–600 fl. und die eines Morgens Wiese von 250 fl. bis 700 fl. Von den Getreidefrüchten wird ein ziemlich großer Theil auf den Fruchtmärkten in Backnang und Winnenden abgesetzt. Der Reps kommt nach Heilbronn zum Verkauf.

Von bedeutender Ausdehnung ist der Wiesenbau, der vom Morgen 40–50 Centner gutes Futter liefert; die Wiesen sind zwei-, theilweise dreimähdig. Wässerung findet nur wenig statt, dagegen eine reichliche Düngung. Der Wiesenertrag wird im Ort verbraucht.

Der Weinbau ist ganz unbedeutend und hat in den letzten 10 Jahren hauptsächlich der Obstzucht Platz gemacht, die noch immer im Zunehmen begriffen ist; man pflegt vorzugsweise Mostsorten, wie Luiken, Fleiner, Knausbirnen, Bratbirnen etc. und von Steinobst Zwetschgen; Kirschen gedeihen nicht. Das Obst wird im Ort verbraucht.

Die Gemeinde besitzt etwa 500 Morgen Laubwaldungen, die jährlich 45 Klafter und 5000 St. Wellen ertragen, letztere werden unter die Bürgerschaft vertheilt und der in etwa 1500 fl. bestehende Erlös aus dem Klafterholz fließt in die Gemeindekasse.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden und die Herbst- und Winterweide wird an einen benachbarten Schäfer, der 300 Stück

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0180.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)