Seite:OAMarbach0221.jpg

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sich durch Weberei, Schachtelmachen, Hausirhandel, Taglohn- und Waldarbeiten ihr Auskommen sichern. In Klein-Aspach besitzt der vermöglichste Ortsbürger 40 Morgen Felder, der mittlere Besitz umfaßt 15–20 Morgen und der geringste 1/2–1 Morgen; viele haben gar kein Grundeigenthum.

Die Gemeindemarkung besteht theils aus den bergigen, von Schluchten und Thälern vielfältig durchzogenen Ausläufern der Löwensteiner Berge, theils aus dem fruchtbaren Flachlande am Fuße derselben und hat einen sehr verschiedenen Boden; er besteht in dem Flachlande, wozu hauptsächlich die Ortsmarkung von Klein-Aspach gehört, aus einem ergiebigen, tiefgründigen Lehm und in den bergigen Gegenden, in denen die Parzellen liegen, aus den Zersetzungen der verschiedenen Keuperschichten, die theils einen thonigen, theils leicht sandigen Boden liefern, welch letzterer hauptsächlich für den Ackerbau dient, während die thonigen Verwitterungen des Keupermergel mehr für den Wein- und Waldbau benützt werden. Im allgemeinen sucht man, namentlich die Keuperböden, durch guten Bau und tüchtige Düngung (Jauche, Gips, Mergel) mehr und mehr zu verbessern, wie sie denn auch in mehr feuchten Jahrgängen eine gute, mehlreiche Frucht liefern, während die Lehmböden in trockenen Jahrgängen hauptsächlich guten Ertrag gewähren. Zwei Stubensandsteinbrüche und eine Lehmgrube sind vorhanden.

Hagelschlag kommt selten vor, dagegen schaden Frühlingsfröste zuweilen in der Ebene und in den Thälern, während die gegen Nord- und Nordostwinde geschützten Weinberge weniger hievon berührt werden.

Die Landwirthschaft wird mit Anwendung verbesserter Ackergeräthe (flandrische Pflug, eiserne Egge, Walze) gut betrieben; im Dreifeldersystem werden die gewöhnlichen Getreidearten, besonders Dinkel und Haber gebaut.

In der zu 9/10 angeblümten Brache baut man Kartoffeln, die vorzüglich gerathen, Futterkräuter, Angersen, Erbsen, Linsen, Wicken etc.; von Handelsgewächsen zieht man Hanf, der gut gedeiht, Flachs und Reps, letzterer wird, namentlich auf den Parzellen, ziemlich viel gebaut und meist nach Heilbronn abgesetzt. Bei einer Aussaat von 8 Sri. Dinkel, 4 Sri. Haber und 3 Sri. Gerste erntet man durchschnittlich 8–10, ausnahmsweise 12 Scheffel Dinkel, 6–8 Scheffel Haber und 4–5 Scheffel Gerste vom Morgen; der Haber gedeiht vorzüglich. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich gegenwärtig von 100–600 fl., und die eines Morgens Wiesen von 200–700 fl. Getreidefrüchte werden in namhafter Ausdehnung auf den Schrannen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0221.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)