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Die Schweinezucht, wie auch die Haltung von Schweinen ist unbedeutend; zur Nachzucht hat die Gutsherrschaft die Verpflichtung einen Eber zu halten, da aber meist nur 2 Mutterschweine im Ort sind, so hat sie gegenwärtig keinen Eber aufgestellt.

Von einigen unbemittelten Familien werden Ziegen der Milch wegen gehalten und von dem gezogenen Geflügel wird nur ein kleiner Theil verkauft.

Die Zucht der Bienen ist ganz unbedeutend.

Die Gemeinde besitzt nur 44 Morgen Waldungen, deren jährlicher in etwa 100 fl. bestehender Ertrag zu Gemeindezwecken verwendet wird; außer dieser Einnahme hat die Gemeinde kein Vermögen und ist daher genöthigt jährlich 2200 fl. Gemeindeschaden umzulegen.

Auf Veranlassung des früheren Pfarrers Kieser und des verstorbenen Rentamtmanns Zeller entstand am 1. Januar 1802 eine Stiftung, die sogenannte Ortsarmenkasse[1]. Jeder Einwohner des Orts mußte sich verbinden, 10 Jahre lang am Jahresfeste (1. Januar) für sich und jeden der Seinigen einen Kreuzer und noch überdieß den ersten und letzten Beitrag doppelt zu bezahlen. Diese Stiftung erstarkte, namentlich auch durch Legaten von Seiten der gutsherrschaftlichen Familie und ist nun zu einem Kapital von etwa 4000 fl. herangewachsen; die jährlichen Zinse aus demselben werden zur Hälfte zum Fonds geschlagen, die andere Hälfte aber zur Unterstützung armer, schwächlicher oder verunglückter Personen und armer Waisen verwendet.

Auch besteht eine Schulstiftung im Betrag von 545 fl. von ehemaligen hiesigen Gutsherrschaften mit der Bestimmung gegründet, daß von den Zinsen das jährliche Schulgeld für 15 arme Kinder bestritten werden soll.

Etwa 1/16 Stunde südlich vom Ort liegt sehr freundlich an der Landstraße, oben an dem Abhange gegen das Bottwarthal, das Schloß Schaubeck[2] mit seinen großartigen Ökonomiegebäuden und der Pächterwohnung, welche einen sehr namhaften Hofraum einschließen; weit gedehnte Baumgüter und sehr schöne Gartenanlagen mit Bassin und Springbrunnen umgeben das Schloß und den zu ihm gehörigen Gebäudekomplex. In dem Hof ist ein schöner Brunnen, der herrliches Wasser in Fülle liefert. Das Schloß selbst, ein großes,


  1. Zeller, Rentamtmann, die Armenkasse zu Klein-Bottwar, und die Familie von Kniestedt. Stuttgart, 1818. 8.
  2. Das „b“ in dem Namen ist wohl Rest des „w“. Das Volk sagt z. B. grueben statt geruowen.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0232.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)