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Niederlassung; an diese Stelle grenzt der sogenannte Wagrain, der höchste Punkt der Markung, von dem man eine sehr reizende, weitgedehnte Aussicht in die Gegenden von Ludwigsburg, Stuttgart, in das Remsthal und in das badische Land genießt.

Zu der Gemeinde gehört außer der schon angeführten Ziegelhütte:

Der Schreyerhof, ein auf der entgegen gesetzten Seite des Neckars gelegener, von wohlhabenden Bauern bewohnter Weiler, der sein Trinkwasser aus einem Pumpbrunnen bezieht.

Die Oberherrlichkeit über M. (alt Mundolfsheim) gehörte in frühester Zeit den Markgrafen von Baden, von denen die Familie von Urbach das hiesige Adelsgut zu Lehen trug. Bernolt von Urbach, gesessen zu Mundolfsheim, kommt vor in der Mitte des 14. Jahrhunderts. Hans von Urbach zog im J. 1440 als Feind der Städte deren Haß dergestalt auf sich, daß diese das Dorf M. niederbrannten. Bernhard von Urbach, † 1460, und Theodorich von Urbach, † 1476, liegen beide zu M. begraben. Berthold von U. verkaufte 2/3 des Lehens an Konrad von Ahelfingen († 1504); nach dessen Sohnes Philipp († 1513) unbeerbtem Ableben wollte die Schwester Besitz ergreifen; es zog aber Baden den Marktflecken als Mannlehen ein.

Im Jahr 1595 gelangte M. bleibend an Württemberg; von Schulden gedrängt, verkaufte der Markgraf Ernst Friedrich von Baden an den Herzog Friedrich von Württemberg am 26. April d. J. für 384.486 fl. 35 kr. als volles Eigenthum die Orte Besigheim, Wahlheim, Hessigheim, halb Löchgau und Mundelsheim (s. Näheres beim O.-A. Besigheim S. 111), welche sämtlich durch Landtagsabschied vom folgenden 17. Mai dem Lande einverleibt wurden.

M. bildete ein eigenes württ. Amt bis zum Jahre 1807, mit Ausschluß der Jahre 1763 bis 1768, in welchem es dem Oberamt Besigheim einverleibt war.

Es kommt 1245 vor unter den Orten, wo das Stift Backnang Güter besaß. Das Stift zu Oberstenfeld hatte den beträchtlichsten Theil am Frucht- und Weinzehnten und war ehemals verbunden, dem h. Kilian zu Ehren von Zeit zu Zeit eine Fahne in die Kirche zu liefern; diese Fahnen wurden sämtlich aufbewahrt, so daß die Kirche davon voll hing. Bei einem Bauwesen in der Mitte des vorigen Jahrhunderts wurden sie hinweggeräumt und dagegen von dem Stift eine periodische Geldabgabe entrichtet.

Die jetzt landesherrliche Nomination zur Pfarrei hatte früher das Stift Oberstenfeld.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 242. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0242.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)