Seite:OAMarbach0248.jpg

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besonderen Erwerbszweig der Einwohner; es findet hauptsächlich mit Stieren, welche jung aufgekauft, aufgefüttert und wieder abgesetzt werden, ein lebhafter Umsatz auf benachbarten Märkten statt. Auch besteht eine Käserei, welche viel Milch verbraucht und bedeutenden Absatz hat.

Ein Ortsschäfer läßt 4–500 feine Bastardschafe auf der Markung laufen und überwintert sie im Ort. Die Wolle kommt auf den Kirchheimer Markt und der Abstoß der Schafe geschieht, jedoch nicht unmittelbar, nach Frankreich.

Eigentliche Schweinezucht wird nur wenig betrieben, dagegen kauft man viele Ferkel (vorherrschend halbenglische) meist in Ludwigsburg auf und mästet sie theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf.

Von Bedeutung ist die Geflügelzucht, welche einen namhaften Verkauf an jungen Hahnen besonders aber an Gänsen zuläßt.

Die Bienenzucht ist von keinem Belang.

Außer der durch den Ort führenden Marbach–Groß-Bottwarer Poststraße sind noch Vicinalstraßen nach Höpfigheim und Pleidelsheim angelegt.

An öffentlichen Stiftungen ist ein, jedoch unbeträchtlicher Fonds vorhanden; überdieß bestehen noch einige besondere, ebenfalls unbedeutende Stiftungen zur Austheilung an Brod, Schulbücher etc.

Als besondere Merkwürdigkeit ist anzuführen, daß am nordöstlichen Ende des Dorfs auf einem offenen Platz neben der Landstraße das sog. Hardtgericht je an Georgi unter freiem Himmel abgehalten wurde. Der Platz war mit Linden besetzt und unter denselben standen 16 2′ hohe, runde gegen unten etwas verjüngte Steine im Kreis herum; es waren die Sitze für die Hardtrichter, von denen Marbach 3 und die übrigen 6 hardtberechtigten Orte je 2 zu stellen hatten. In der Mitte des Kreises stand der Sitz für den Hardt-Schultheißen, der sich von den übrigen Sitzen durch einen oben am Rande herumlaufenden Kranz auszeichnet. An Georgi 1839 wurde das letzte Hardtgericht abgehalten. Gegenwärtig ist man damit beschäftigt die Stelle, auf der das Hardtgericht abgehalten wurde, mehr zu ebnen und die zeitweise herausgehobenen Sitze in der ursprünglichen Ordnung wieder einzusetzen; an die Stelle der früher hier gestandenen Linden soll in der Mitte des Kreises eine junge, schön wüchsige gepflanzt und das Ganze mit einem Gitter umfriedigt werden, um hiedurch das Andenken an diese altherkömmliche, wohlthätige Stiftung zu wahren und zu ehren. Elisabeth, die Wittwe des Berthold von Blankenstein,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0248.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)