Seite:OAMarbach0249.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

vermachte nämlich kurz vor ihrem Tode († 1280) den 2557 Morgen großen, zwischen Klein-Aspach und Steinheim gelegenen Hardtwald den 7 Orten Kloster und Dorf Steinheim, Marbach, Murr, Pleidelsheim, Benningen, Erdmannhausen und Beihingen mit der Bestimmung, daß aus demselben Holzgaben, das nöthige Bauholz an die Bürger der genannten Orte und überdieß jeder Wöchnerin ein (plaustrum ligni) Wagen voll Holz abgegeben werden soll. Die Forstgerichtsbarkeit und Verwaltung übten diese Orte durch einen gewählten Hardtschultheißen und 15 Hardtrichter aus, auch der jeweilige Klosterhofmeister von Steinheim hatte von Amtswegen bei den Verhandlungen zu erscheinen; letzterer übte stets großen Einfluß auf die Hardtverwaltung, indem das Kloster Steinheim noch besondere Rechte und Nutzungen hatte. Der Hardtwald wurde übrigens durch maßlose Anforderungen, die man an ihn machte, sehr herunter gebracht und endlich verständigten sich die berechtigten Gemeinden, denselben nach Maßgabe der Ansprüche zu vertheilen, was im Jahr 1840, 2. Oktober, ausgeführt wurde; Marbach erhielt einschließlich der Wege 6108/100 Morgen, Pleidelsheim 39660/100 Morgen, Steinheim 31951/100 Morgen, Erdmannhausen 30781/100 Morgen, Murr 36818/100 Morgen, Benningen 29438/100 Morgen, Beihingen 26044/100 Morgen. Der Hardtwald wird nun durch einen von den betheiligten Gemeinden aufgestellten Forstmann (Hardtförster) rationell bewirthschaftet und der Ertrag theils an die berechtigten Bürger abgegeben, theils verkauft und der Erlös unter dieselben vertheilt. Immer noch besteht die Einrichtung, daß eine Wöchnerin eine besondere Holzgabe erhält.

In Murr kreuzen sich 2 Römerstraßen, eine von Bietigheim nach Murrhardt, die andere von Marbach nach Heilbronn führend; überdieß lief eine von Murr nach Groß-Bottwar und vermuthlich eine weitere nach Benningen. Schon der Straßenknoten, welcher sich hier entwickelt, spricht entschieden für einen römischen Wohnplatz in oder bei Murr, noch mehr aber ein in Benningen eingemauert gewesener römischer Altar, dessen Inschrift von Vicani Murrenses lautet und somit den Namen von Murr enthält (s. hier. vornen).

Auf der sog. Egart bei der Bergskelter etwa 1/8 Stunde südwestlich von Murr fand Alt Melchior Maier von Murr bei Wegräumung eines 4′ hohen Schutthaufens, einen viereckigen Stein, 2′ 5″ hoch und ebenso lang, der in der Mitte hohl, und mit einem steinernen Deckel verschlossen war. Der Behälter war mit Asche und kleinen Gebeinen gefüllt, auch lag in denselben ein eherner Löffel. Um den Behälter standen 5 thönerne Trinkgefäße, 4 Lampen von

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0249.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)