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verpachtet, die mit dem 5–600 fl. betragenden Pfercherlös eine kleine Rente für die Gemeinde bilden.

In gutem Zustande ist die Rindviehzucht, welche sich mit einem guten Neckar- und Simmenthaler- zuweilen auch Allgäuer-Schlag beschäftigt und durch 4 Farren (ein Simmenthaler und 3 von Neckar und Simmenthaler gekreuzte) nachgezüchtet wird; die Zuchtstiere hält ein Bürger gegen Benützung des 14 Morgen großen Farrenguts und 25 fl. Belohnung. Rindvieh, namentlich auch gemästetes, wird in ziemlicher Ausdehnung nach Baden und Frankreich ausgeführt.

Die Schafzucht treibt ein Ortsschäfer, der den Sommer über 150, den Winter über 4–500 Stück Bastarde, theilweise auch reine spanische Schafe hält und in dem östlich vom Ort gelegenen Schafhaus überwintert. Die Wolle kommt nach Kirchheim und Heilbronn zum Verkauf.

Eigentliche Schweinezucht wird in größerer Ausdehnung betrieben als in den meisten andern Orten des Bezirks, und gegenwärtig sind 2 Eber und 15 Mutterschweine aufgestellt, so daß ziemlich viele Ferkel nach außen verkauft werden können, dagegen werden aber auch viele eingeführt; man züchtet die hallische, halbenglische und vorzugsweise eine gute Landrace und mästet theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf.

Die Zucht der Ziegen ist gering und die des Geflügels beschränkt sich auf den eigenen Bedarf.

Die im allgemeinen unbedeutende Bienenzucht wird hauptsächlich von dem Stiftsprediger Fleischmann betrieben, der stets einen wohl besetzten Stand mit gutem Erfolg hält.

Die Durchfuhr an Holz vom Pfahl bis zum Holländerstamm aus den östlich gelegenen Waldgegenden ist sehr beträchtlich und bringt dem Ort vielen Verkehr. Der Ort hat das Recht den 22. März und den 19. Juni je einen Vieh- und Krämermarkt und Tags zuvor einen Holzmarkt abzuhalten, auf welch letzterem sehr lebhaft gehandelt wird; überdieß besteht jeden Montag ein Schweinmarkt.

Von Anstalten bestehen, außer der Volksschule, eine Industrieschule und eine gewerbliche Fortbildungsschule.

Die Gemeinde hat außer den Einnahmen aus Wald und Weide noch 14.000 fl. Kapitalvermögen und bezieht überdieß in günstigen Jahren einen Erlös von 6–700 fl. aus dem Ertrag der auf Allmanden stehenden Obstbäume, der sich später, wenn die Bäume mehr herangewachsen sind, noch erhöhen wird.

In dem 1/4 Stunde nordöstlich gelegenen Walddistrikt

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 263. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0263.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)