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„Die Landwirthschaft in Pleidelsheim wie sie ist und wie sie sein könnte, dargestellt von Nefflen im Mai 1823“).

Die ziemlich große, wohl arrondirte Markung hat eine ebene Lage, mit Ausnahme einer theils für den Weinbau, theils für den Waldbau benützten leichten Erhöhung im Südosten des Gemeindebezirks.

Der im allgemeinen fruchtbare Boden ist sehr verschieden und wechselt in seiner Ertragsfähigkeit je nach der ihn beinahe durchgängig unterlagernden Kies- und Sandschichte; ist diese der Oberfläche sehr nahe, so entsteht ein lockerer, warmer Boden, ist sie tiefer gelegen, dann ist der Boden gebundener, häufig tritt ein reiner Lehm ohne Einmischung der Unterlage auf und östlich vom Ort ist derselbe mit leichtem Sand günstig gemengt. Der für den Wein- und Waldbau bestimmte Boden besteht aus den Zersetzungen der Lettenkohlen-, Mergel- und Sandsteine. Zur Verbesserung des Bodens werden außer den gewöhnlichen Düngungsmitteln und der sorgfältig gesammelten Jauche auch Gips und Kompost angewendet.

Die klimatischen Verhältnisse sind günstig, nur schaden wegen der Nähe des Neckars kalte Nebel und Frühlingsfröste öfters der Obstblüthe. Hagelschlag kommt selten vor.

In dreiflürliger Eintheilung baut man mit Anwendung des Suppinger Pflugs, der Walze, der eisernen Egge etc. Dinkel, Weizen, Haber, Gerste, Roggen, etwas Hirse, Erbsen, Linsen, Wicken etc. und in der beinahe ganz angeblümten Brache hauptsächlich Kartoffeln, Futterkräuter, Angersen, Ackerbohnen und besonders viel Welschkorn, dessen Anbau hier der bedeutendste im Bezirk ist. Auf den Morgen rechnet man Aussaat: 7 Sri. Dinkel, 4 Sri. Haber, 3 Sri. Gerste, 3 Sri. Weizen, 2 Sri. Roggen, und erntet 10–12, ausnahmsweise 14 Scheff. Dinkel, 7–8 Scheff. Haber, 6 Scheff. Gerste, 5–6 Scheff. Weizen und 11/2 Scheff. Roggen; letzterer will nicht mehr gedeihen. Die Preise eines Morgens Acker bewegen sich von 200–800 fl. Über den eigenen Bedarf werden etwa 1500 Scheff. Dinkel und 500 Scheff. Haber theils an Bäcker im Ort, theils an auswärtige Händler und Bäcker jährlich verkauft.

Die größtentheils im Neckar-Thal gelegenen Wiesen, von denen nur wenige bewässert werden können, sind ergiebig und liefern 40 bis 50 Centner gutes Futter vom Morgen. Der höchste Preis eines Morgens beträgt gegenwärtig 700 fl., der niederste 600 fl.

Der nicht bedeutende Weinbau liefert ein mittelgutes Erzeugniß und einen Ertrag von 4–6 Eimern vom Morgen. Die Weinberge

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0280.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)