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welche theils eine ebene, theils eine gegen Süden geneigte Lage haben, werden mit 3200 Stöcken, meist Drollinger und Silvaner, auf den Morgen bepflanzt und den Winter über bezogen. Der Wein wird größtentheils im Ort selbst abgesetzt. Der Eimer kostete in den Jahren 1857 33–36 fl., 1859 33–40 fl., 1865 80 fl. Der Preis eines Morgens Weinberg beträgt 260–350 fl.

Die Obstzucht ist nicht ausgedehnt, jedoch im Zunehmen begriffen; sie beschäftigt sich vorzugsweise mit Mostäpfeln, weniger Birnen und Zwetschgen. Das Obst gedeiht nicht gerne und erlaubt keinen Verkauf, vielmehr wird von Außen noch zugekauft.

Von dem Hardtwald erhielt die Gemeinde 396 Morgen; der Ertrag wird verkauft und von dem Erlös bekommt jeder Bürger alle 2 Jahre 5–6 fl. Überdieß sind etwa 150 Morgen ursprüngliche Gemeindewaldungen vorhanden, die der Gemeindekasse alle zwei Jahre eine Rente von durchschnittlich 1200 fl. liefern.

Die Weide nebst der Brach- und Stoppelweide ist sehr gut und trägt der Gemeindekasse ein Pachtgeld von 700 fl. und einen Pfercherlös von etwa 600 fl. jährlich ein.

Die Rindviehzucht steht auf einer blühenden Stufe und bildet eine Haupterwerbsquelle der Einwohner; sie beschäftigt sich vorzugsweise mit einem tüchtigen Neckarschlag, der theilweise mit der Simmenthaler Race gekreuzt wird. Die Faselviehhaltung ist von der Gemeinde an einen Bürger, der 4 gute Farren und einen Eber zu halten hat, verpachtet. Der Handel mit Vieh auf benachbarten Märkten ist nicht unbeträchtlich.

Schafzucht treibt nur der Weidepächter, welcher im Vorsommer 100, im Nachsommer 4–500 Bastarde auf der Markung laufen läßt. Der Abstoß der Schafe geschieht im Inland und die Wolle kommt auf dem Kirchheimer Wollmarkt zum Verkauf.

Die Schweinezucht beschränkt sich auf einen Eber und 20 Mutterschweine, so daß die meisten Ferkel (Land- und halbenglische Race) von fremden Händlern eingeführt werden müssen. Die Mastung geschieht theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf.

An Geflügel zieht man viele Gänse und Hühner, welche meist nach Ludwigsburg verkauft werden.

Den Verkehr mit der Umgegend vermitteln Vicinalstraßen nach Murr, Beihingen, Groß-Ingersheim und Mundelsheim; er war früher in Ermanglung einer Brücke über den Neckar sehr gehemmt, ein Übelstand, dem im Jahr 1863 durch die Errichtung einer Schiffbrücke zwischen Pleidelsheim und Groß-Ingersheim zum großen Vortheil

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 281. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0281.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)