Seite:OAMarbach0286.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Von Bedeutung ist der Obstbau, der sich nicht nur auf die um das Dorf gelegenen namhaften Obstbaumgärten, sondern auch auf die an den Straßen gepflanzten Obstbäume ausdehnt; man pflegt vorzugsweise Luiken, Fleiner, Rosenäpfel, viele sog. Chausseäpfel, Bratbirnen, Palmischbirnen, Wolfsbirnen, Knausbirnen etc. und etwas Steinobst. Die Jungstämme werden in den Weinbergen nachgezogen. Das Obst gedeiht gerne und erlaubt in günstigen Jahren, über den eigenen beträchtlichen Bedarf, einen Verkauf von etwa 1500 Sri. nach Außen.

Die der Gemeinde gehörigen 250 Morgen Laubwaldungen werden als Mittelwald bewirthschaftet; von dem jährlichen Ertrag erhält jeder Bürger 30 Stück Wellen, das Oberholz wird samt der Rindenutzung verkauft, was der Gemeinde 7–800 fl. jährlich einträgt. Überdieß besitzt die Gemeinde 40 Morgen Felder, die sie um 12–16 fl. per Morgen verleiht, und 25 Morgen mit Obstbäumen besetzte Allmanden, die in günstigen Jahren eine Rente von 600 fl. liefern.

Die Herbst- und Allmandenweide ist an einen Gemeindeschäfer, der den Sommer über 100, den Winter über 350 Stück feine Bastarde auf ihr laufen läßt, um 200 fl. verpachtet und der Pfercherlös trägt der Gemeindekasse gegen 200 fl. jährlich ein.

Der Rindviehstand, von dem etwa 2/3 dem Neckarschlag angehören, ist ziemlich beträchtlich und wird durch 3, von der Gemeinde in Pacht gegebene Farren (Neckarschlag) nachgezüchtet. Mit Vieh wird ein lebhafter Handel auf benachbarten Märkten getrieben.

Eigentliche Schweinezucht wird nicht getrieben und die Ferkel, von Land-, hallischer und halbenglischer Race, werden eingeführt und theils für den eigenen Bedarf, theils zum Verkauf gemästet.

Die Zucht der Ziegen, des Geflügels und der Bienen ist von keinem Belang.

Den Verkehr vermitteln außer der schon angeführten Staatsstraße noch Vicinalstraßen nach Kirchberg und Birkenhof.

Am westlichen Ende des Dorfs liegt die sog. Burg, ein kreisrunder, künstlich aufgeworfener Hügel, der 80′ im Durchmesser, und eine Höhe von 12′ hat; er soll mit einem See umgeben gewesen sein. Hier stand vermuthlich ein sog. Wasserschloß.

Die Römerstraße von Marbach nach Murrhardt führt unter den Benennungen „Salzstraße, Teufelsbrück“ am Ort vorüber gegen den Bilsberg im Hardtwald; an ihr liegt 1/4 Stunde nördlich vom Ort im Wald „Bronnhau“ ein etwa 12′ hoher und 70′ im Durchmesser haltender Grabhügel, vielleicht Wachhügel. Etwa 1/8 Stunde

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0286.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)