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Pumpbrunnen. Von den laufenden Brunnen ist der 4röhrige Marktbrunnen vor dem Rathhause der bedeutendste; er erhält sein Wasser mittelst einer 1/4 Stunden langen Wasserleitung, die von der Anhöhe gegen Marbach unter der Murr hindurch mit namhaften Kosten angelegt ist. Den beiden anderen Brunnen, dem obern und dem Klosterbrunnen im Klosterhof, wird ihr Wasser aus der Gegend von Kleinbottwar zugeleitet. Über den Klosterbrunnen ist ein besonderer Vertrag mit dem Gutsherrn von Kleinbottwar geschlossen, nach welchem das übrige Wasser aus der Brunnenstube zur Wässerung der dortigen Wiesen benützt werden darf. Ein Pumpbrunnen in den südwestlich vom Ort gelegenen Gärten liefert schwefelhaltiges Wasser. Auch bestand früher eine Badstube im Ort mit einer besonders guten Quelle, die aber längst verschüttet ist.

Auf der Feldmarkung, namentlich im sog. Riedfeld, bestehen mehrere Quellen, und einige periodisch fließende Brunnen, sog. Hungerbrunnen, kommen in der Richtung gegen Rielingshausen vor.

Die Murr und die Bottwar, beide aus bergigen Waldgegenden kommend, treten bei Schneeabgängen oder starken Regengüssen öfters sehr schnell aus und überschwemmen nicht nur die ganze Thalebene, sondern auch den untern Theil des Orts bis an die Hauptstraße. Im Jahr 1741 waren die Überschwemmungen so häufig, daß den 25. Juni eine eigene Wasserfluth-Predigt gehalten wurde, derer ungeachtet den 22. September die Murr wieder so heftig austrat, daß sie nicht nur den Jahrmarkt verdarb, sondern sogar die Krämerstände mit fort nahm. Damals wurde auch das sog. Fleckenschiff angeschafft, das nun immer für solche Fälle bereit liegt; ein weiteres schaffte man im Jahr 1825 an. Mit diesen Schiffen und Flößen fährt man bei Überschwemmungen in den Straßen herum und Reisende werden, so lange das Wasser nicht allzu reißend ist, von einem Ende des Orts bis zum andern zu Schiffe geführt. Besonders hoch giengen noch die Fluthen in den Jahren 1757, 1819, 1824 und 1851. Im allgemeinen ist die Gefahr der Überschwemmungen seit dem Jahr 1825 mittelst Anlegung eines Kanals, der die Gewässer der Bottwar schneller abführt, vermindert worden.

An der Südseite des Orts führt über die Murr eine auf drei steinernen Pfeilern ruhende Brücke, deren Oberbau nur zur Hälfte aus Stein aufgeführt, während die andere Hälfte, welche 1819 die Hochgewässer wegnahmen, aus Holz ergänzt wurde; auch im Jahr 1824 wurde dieser Theil abermals weggerissen und im Jahr 1858 ist ein steinerner Pfeiler mit neuer Holzüberlage hergestellt worden, was

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0296.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)