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Zwetschgen, die häufig gedörrt und gebrannt werden. Das Obst gedeiht gerne und erlaubt in günstigen Jahren einen beträchtlichen Verkauf nach Außen.

Die Gemeinde besitzt keinen Wald; nur die Bewohner des Heidenhofs haben Privatwaldungen, so daß der Holzbedarf beinahe ganz von Außen bezogen werden muß.

Eigentliche Weiden sind nicht vorhanden, dagegen wird die Brach- und Stoppelweide an einen Gemeindeschäfer um 150 fl. jährlich verpachtet, überdieß trägt die Pferchnutzung etwa 300 fl. ein.

Was die Viehzucht betrifft, so ist die der Pferde unbedeutend, dagegen die Rindviehzucht auf einer blühenden Stufe, namentlich in den beiden Parzellen, wo ein schöner Viehstand aufgestellt ist. Man züchtet vorzugsweise einen tüchtigen Neckarschlag, der durch Farren (Kreuzung von Neckarschlag und Simmenthaler) nachgezüchtet wird; es sind 2 Farren im Ort, ferner einer auf dem Gollenhof und einer auf dem Heidenhof, aufgestellt. Vieh wird viel gemästet und mit Vortheil nach Stuttgart, Ludwigsburg, Winnenden etc. abgesetzt. Die namhafteste Mastung hat der Heidenhof.

Die mit Bastarden sich beschäftigende Schafzucht ist im Abnehmen und wird im Ort nur von dem Gemeindeschäfer betrieben, während die Gutsbesitzer der Parzellen eigene Schafzucht treiben.

Schweinezucht wird vielfach getrieben, obgleich auch viele Ferkel von Außen eingeführt werden; man züchtet vorzugsweise halbenglische, und namentlich eine Kreuzung von englischen und haller Schweinen.

Von dem gezogenen Geflügel werden hauptsächlich Gänse und junge Hahnen zum Verkauf nach Winnenden gebracht.

Die Bienenzucht ist nicht von Bedeutung.

Die Gewerbe dienen außer den schon angeführten nur den örtlichen Bedürfnissen.

Durch Vicinalstraßen nach Affalterbach, nach Winnenden, nach Bittenfeld, nach Burgstall und nach Lautenbach ist der Ort mit der Umgegend in Verkehr gesetzt.

Öffentliche Stiftungen für Arme, meist zu Brodaustheilungen, sind vorhanden im Betrag von 403 fl. 30 kr., ferner die Zinse aus 1000 fl. zu Brod- und Holzaustheilungen, von einem Bürger in Heidenhof herrührend.

In dem zum Heidenhof gehörigen Wald „Brand“ sind sichtbare Reste einer römischen Niederlassung und in deren Nähe befinden sich zwei wohl erhaltene altgermanische Grabhügel.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0308.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)