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Von einiger Bedeutung ist die Schweinezucht, die sich mit der hallischen und halbenglischen Race beschäftigt und einen Verkauf an Ferkeln nach Außen zuläßt; theilweise werden auch die Milchschweine eingeführt. Mutterschweine sind 12 vorhanden.

Ziegen werden nur von ärmeren Leuten der Milch wegen, und Geflügel für das eigene Bedürfniß gehalten.

Die Bienenzucht ist nicht beträchtlich, obgleich sich die Lage des Orts besonders gut hiefür eignen würde.

Die Gemeinde hat nicht nur kein Vermögen sondern noch Schulden und ist genöthigt, alljährlich einen Gemeindeschaden von 2500 fl. umzulegen.

Allhier war bereits 1247 das Stift Oberstenfeld begütert, welches den ganzen Ort an sich brachte. Nach dem Lagerbuch von 1526 hatte dasselbe alle weltliche Obrigkeit und setzte den Amtmann; nur aus 6 Hofstätten bezog Württemberg, welches schon 1411 von Rafan Hofwart von Kirchheim hiesige Güter und Gülten erkauft hatte, die Zinse. Durch den Vergleich vom 30. März 1588 wurde an Württemberg die hohe und maleficische Obrigkeit allein überlassen; es sollte hier Mandate und Edikte publiciren, peinliche und Ehesachen gerichtlich entscheiden lassen, ihm sollten Obrigkeit, Frevel und Bussen auf den württembergischen Gütern daselbst verbleiben, sonst aber sollte das Stift wie von Alters her Vogtei, Gericht, Frevel, Fälle, Bussen, Zinse, Renten und Gülten unturbirt behalten. Erbrecht und andere Statuten des Orts wurden 1593 erneuert (Reyscher Statutarrechte 492 bis 507). Im Jahr 1610 verkaufte die Äbtissin das Dorf für 7800 fl. an Württemberg. Den 20. Februar 1726 belehnte Herzog Eberhard Ludwig seinen Minister Joh. Heinr. von Schütz mit W. als Mannlehen (gegen Überlassung von Deufringen), am 19. Juni 1804 wurde solches durch Württemberg zurückgekauft. Vor 1806 steuerte der Ort zum Kanton Kocher; das württembergische Amt Bottwar besorgte die Jura reservata.

Wie schon oben angeführt wurde, erhebt sich nordöstlich vom Ort der von West nach Ost gestreckte, freistehende Berg Wunnenstein[1], der einst die Stammburg eines adeligen Geschlechts gleichen Namens trug. Auf der höchsten Stelle des schmalen Bergrückens


  1. [F. A. Scholl] Der Wunnenstein. Ein Beitrag zur Topographie und Geschichte Württembergs. Ludwigsburg, 1819. 8. Dass. zweite Aufl. Eb. 1831. 8. [Ernst Chstn. Ed. Keller] Der Wegweiser zum Wunnenstein. Besigheim, 1842. 8.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Marbach. H. Lindemann, Stuttgart 1866, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMarbach0313.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)