Seite:OAMaulbronn0022.jpg

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verschiedenen Bodenarten zu Grunde lagen; eine namhafte Rolle spielt der Diluviallehm, der sich mehr oder weniger über den ganzen Bezirk, vorherrschend aber über die Muschelkalkebenen verbreitet und da wo er eine so große Mächtigkeit erhält, daß die ihn unterlagernden Gebirgsschichten keinen Einfluß auf ihn äußern können, einen sehr fruchtbaren, besonders auch dem Baumwuchs günstigen Boden abgiebt. Wenn aber die Mächtigkeit des Lehms eine unbedeutende ist, so daß die unterlagernden Gebirgsschichten wesentlich einwirken können, dann erscheint der Lehm mit Mergelunterlage etwas naßkalt, dagegen von Muschelkalk oder Lettenkohlensandstein unterlagert bildet er einen sogenannten warmen fruchtbaren Boden; können die Lettenkohlen- oder Keuperwerksteine auf ihn einwirken, dann entstehen leichte sandige, düngerbedürftige Lehmböden. In der Nähe der Enz wird der Lehm zuweilen von Geschieben und Sand unterlagert und in diesem Fall liefert er bei einiger Mächtigkeit einen sehr fruchtbaren, durchlassenden, bei geringer Mächtigkeit aber einen leichten weniger fruchtbaren Boden. In den Thalebenen und an dem Fuß der Thalgehänge haben sich Alluvionen (Geschiebe, Sand, Schlamm, Moor, Thon etc.) abgelagert, die in Verbindung mit Humus, wenn nicht Sand und Geschiebe vorherrschen, einen dem Wiesen- und Gartenbau zuträglichen Boden abgegeben. Wo der Muschelkalk der Oberfläche nahe tritt, erscheint ein kalkreicher, fruchtbarer warmer Boden, der verhältnißmäßig eine geringere Düngung verlangt. Die unteren Keupermergel eignen sich vortrefflich für den Weinbau; ihre Zersetzung liefert einen schweren Thonboden, dem es bald zu naß aber auch bald wieder zu trocken wird und der im letzteren Falle häufig Sprünge bekommt, daher im allgemeinen für den Ackerbau nicht günstig genannt werden darf, wenn er aber längere Zeit sorgfältig gebaut und gedüngt wird, dann eignet er sich gut für den Getreidebau und erzeugt namentlich einen schweren Dinkel; auch dem Anbau der Luzerne ist er wegen seiner Tiefgründigkeit sehr günstig. Über diesen Mergelböden erscheinen alsdann in großer Verbreitung die leicht sandigen Zersetzungen des Keuperwerksteins, die bei reichlicher Düngung und fleißiger Bearbeitung zu den mittelguten Fruchtböden gerechnet werden dürfen; wenn diesen Zersetzungen nicht eine mäßige Beimischung von Lehm zukommt, dann erscheinen minder fruchtbare, sog. Schlaisböden. Von dieser Schichte aufwärts entwickeln sich die mittleren rothen Mergel, deren Zersetzungen einen tiefgründigen, sehr gebundenen Thonboden zur Folge haben; sie werden im diesseitigen Bezirk nur selten für den Ackerbau, dagegen an südlichen Abhängen für den Weinbau, jedoch meist für den Waldbau benützt, für den er sich, namentlich für die Anpflanzung der Eiche sehr gut eignet. Endlich erscheint auf den Höhen des Strombergs und dessen Vorbergen in Folge des hier anstehenden grobkörnigen weißen Keupersandsteins ein

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0022.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)