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Abstammung unverkennbar hervor. Dies ist vornehmlich in denjenigen Gemeinden der Fall, wo die Vermischung des romanisch-keltischen Stammes mit dem germanischen mehr nur ausnahmsweise stattgefunden hat, so in Serres, Großvillars, Corres etc. Die Gestalten sind meist mittlerer Statur, selbst klein, etwas weniger eckig als die von germanischer Race, die Gesichtsform mehr oval, die Gesichtsfarbe nicht sowohl wettergebräunt, als bräunlich, die Augen und das Haupthaar meist dunkelbraun oder schwarz (die Regenbogenhaut bisweilen bläulich-schwarz) die Nase selten stumpf, mehr länglich, die Wangen weniger voll; im Ganzen mehr Leichtigkeit und Geschmeidigkeit als Ausdruck von Kraft und Ausdauer, wie er dem deutschen Stamme zukommt.

Die Bevölkerung deutscher Abstammung gehört zwar nicht zu dem sehr kräftigen, meist in den obern Gegenden des Landes wohnenden, allemannisch-schwäbischen Schlag, darf aber mit wenigen Ausnahmen einzelner Orte als ein guter Mittelschlag bezeichnet werden; sie ist sehr rührig und dabei sehr ausdauernd. Was Körpergröße, körperliche Leistungsfähigkeit (insbesondere wie sie sich in den im Laufe der Entwicklung, auf den verschiedenen Lebensstufen, und in Überwindung der denselben eigenthümlichen Gefahren kundgibt), was Lebensdauer und Sterblichkeit betrifft, so finden sich im Bezirk nachstehende, durch mehrfache Vergleichung erhobene Verhältnisse vor:

Unter dem männlichen Geschlecht das Maß der Tüchtigkeit zum Militärdienst. Nach den von Generalsstabsarzt Dr. v. Klein im Corr.-Blatt des Württemb. ärztl. Vereins vom Jahr 1865 mitgetheilten Tabellen, welche einen Zeitraum von 6 Jahren umfassen, nimmt der Bezirk Maulbronn 1) was die Procentzahl der Tüchtigen betrifft, unter den 17 Oberämtern des Neckarkreises mit 42,74 Procent die 13. (welcher 4 minder günstige Bezirke folgen), unter den 64 Oberämtern des Landes die 49. Stelle ein. Die Extreme sind Saulgau mit 61,70 und Freudenstadt mit nur 33,09 Proc. Tüchtigen. Was 2) die Zahl der Untüchtigen betrifft, nimmt Maulbronn mit 52,36 unter den 17 Oberämtern des Neckarkreises die 3. ungünstigste, unter den 64 Oberämtern des Landes die 55. Stelle ein, so daß sonach nur 9 Oberamtsbezirke noch weniger günstige Verhältnisse zeigen. Dieses ungünstige Verhältniß ist theils allgemeiner Schwächlichkeit, Neigung zu Lungentuberkulose etc., theils aber auch Lokalfehlern, dem Kropf, der Deformität des Brustkorbs, Brüchen, und den Deformitäten der untern Gliedmassen zuzuschreiben. Extreme sind, mit dem günstigsten Verhältniß Stuttgart Amt mit 30,97, und mit dem größten Procent Untüchtiger Freudenstadt mit 58,73 Proc. Was 3) die Zahl der unter dem Maß (von 5′ 4″ bis 5′ 5″) befindlichen Konscriptions-Pflichtigen betrifft, so nimmt Maulbronn mit 3,25 Proc. mangelnder Größe unter den 17 Bezirken des Neckarkreises

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0063.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)