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Beruf des Mannes, der vorzugsweise davon heimgesucht wird, verbundenen Arbeit und Anstrengung (z. B. dem Weinbau in steilgelegenen Weingärten) die Hauptschuld der Verbreitung tragen mag.

Die Skrophelkrankheit und die ihr verwandten krebshaften Übel sind im Vergleich mit anderen Landesgegenden im Bezirk Maulbronn nicht sehr häufig.

Die Lustseuche mit ihren Varietäten wird nicht sehr oft, am meisten noch bei Arbeitern und Dienstboten beobachtet. Die Kräze ist zeitweise, besonders in den Wintermonaten ziemlich stark verbreitet, was zum Theil dem Zusammengedrängtsein in warmen Wohnräumen, zum Theil aber auch dem Mangel an Reinlichkeit in der Leib- und Bettwäsche, wie er in manchen ländlichen Wohnungen sich einnistet, zuzuschreiben ist.

Was die Sitten und Gebräuche der Einwohner betrifft,[1] so bedarf es kaum der Erwähnung, daß die Bevölkerung des kleinen Landstrichs der Hauptsache nach auch in dieser Rücksicht den Stammgenossen im Württembergischen Niederschwaben gleicht. Erinnert mitunter ihre Sinnesart, und im westlichen Theil des Oberamts manche Eigenthümlichkeit ihres Dialekts, an die Pfalz, so erklärt sich dies aus der Lage des Bezirks und aus dem geschäftlichen Verkehr seiner Angehörigen, welcher zu einem guten Theil nach Westen gerichtet ist. Die Einflüsse, durch welche das geistige und sittliche Leben seine besondere Farbe erhält, sind unsrem Grenzstrich ganz vorwiegend aus Altwürttemberg zugekommen, seit sich dieses im Jahr 1504 bis an die Rheinebene vorschob. Einen städtischen Wohnplatz, welcher das erforderliche Gewicht hätte, sich als Vorort geltend zu machen, schließt der Bezirk nicht ein; dagegen wird Maulbronn (Sitz der Bezirksstellen) wegen seiner Baudenkmale von Freunden der Kunst viel besucht, und dient als Bildungsstätte künftiger evangelischer Geistlicher den Interessen weiterer Kreise. Die übrigen Gemeinden desselben, von welchen übrigens keine volle 3000 Einwohner zählt, nähren sich hauptsächlich vom Feldbau, von der Viehzucht und vom Weinbau; jedoch ist die Weinproduktion nur für wenige Gemeinden Hauptfaktor, für die meisten macht sie ein mehr oder minder belangreiches Nebengeschäft aus. Gewerbliche Unternehmungen mit ausgedehnterem Betrieb sind im Ganzen wenige vorhanden. Was das kleine Gewerbe anlangt, welches in der Regel auch in Verbindung mit Feldbau und Viehzucht betrieben wird, so sind besonders die Steinhauer, Maurer und Zimmerleute, welche häufig nach außen arbeiten, in mehreren Orten zahlreich vertreten. Die Bewohner von Sternenfels treiben in der Umgegend und weiterhin


  1. Nach reichhaltigen Mittheilungen des Diaconus Ellwanger in Knittlingen.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0069.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)