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innerhalb 2 Jahren bei anderthalb Tonnen Goldes Schaden hatte. – 7. Januar 1632 nahmen die Schweden das Kloster ein. – Im August aber rückten die kaiserlichen Obersten Ossa und Montecuccoli mit 25 Kompagnien Reiter und etlichen 1000 Mann zu Fuß vom Rhein her gegen Württemberg vor. Am 15. August standen sie vor Knittlingen, das durch eine Kompagnie Landesauswahl besetzt war. Der dieselbe befehligende Offizier rechnete darauf, von dem mit über 6000 Mann bei Durlach stehenden H. Julius Friedrich entsetzt zu werden, und rüstete sich daher zu standhafter Vertheidigung. Aber die feindlichen Dragoner saßen ab und bemächtigten sich der Thore; die mit Schießbedarf schlecht versehene Besatzung warf nun die Gewehre weg und wurde nebst einer großen Anzahl Einwohner beinahe ganz niedergehauen. Bei 300 Personen sollen getödtet worden sein. Knittlingen wurde ganz ausgeplündert und dann in Brand gesteckt, so daß nur 3 Häuser unversehrt blieben. Julius Friedrich war unterdessen über Enzberg vorgerückt und drängte den Feind an der Knittlinger Steige dreimal zurück, der nun dem Rhein zueilte. – Sowohl vor als nach der Schlacht von Nördlingen litt unsere Gegend bedeutend. So hatte Dürrmenz-Mühlacker nach 1634 noch 11 Bürger, Enzberg war fast verödet, Sternenfels von 1643 an ganz verlassen. – In den letzten Kriegsjahren wurde das Amt Maulbronn besonders von der Philippsburger Besatzung bedrängt, welche es zu ihrem Unterhalt ausbeutete und dem katholischen Abt des Klosters in seinen Streitigkeiten mit Württemberg und den Amtsangehörigen Vorschub leistete. Noch im Jahr 1648 wurden solche von den Franzosen in Pforzheim einige Zeit schwer eingekerkert, andere mußten nach Vaihingen und Leonberg fliehen, um Exekutionen auszuweichen. Ja noch 1649 fielen 24 französische Reiter in Mühlacker, Schmie und Lienzingen ein und nahmen 8 Personen nebst 2 Pferden weg, die sie aber, von dem im Kloster liegenden württembergischen Lieutenant Binder durch eine blinde Salve zerstreut, zurücklassen mußten. Bei der neuen Huldigung des Klosters an Württemberg waren noch 373 erwachsene Amtsangehörige übrig.

Die weiteren Kriege des 17. Jahrhunderts brachten der Gegend in Folge ihrer gegen Frankreich besonders ausgesetzten Lage wiederum schwere Beschädigung. (Vom Jahr 1674 an geben die im Kameralamt zu Maulbronn aufbewahrten Klosterrechnungen manchen Aufschluß über die Schicksale des Amts, wobei nur zu bedauern, daß bei Aufhebung der Klosterverwaltung nicht gerade die geschichtlich merkwürdigen Jahrgänge, sondern eben nur je der zehnte Band erhalten, die andern der Papiermühle überliefert wurden).

Im zweiten niederländischen Krieg wurde 1673 ein Theil der Landesauswahl bei Maulbronn und Knittlingen aufgestellt. Württemberg blieb aber zunächst vom Krieg verschont. Dagegen plünderten

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0118.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)