Seite:OAMaulbronn0146.jpg

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je fünf, ja in den Ecken je sieben schlanke scharfgewirtelte Säulen die vollen und lebhaft profilirten Gewölberippen, (die Querrippen von breitem, die Kreuzrippen von mehr birnförmigem Querschnitt); die Schlußsteine bestehen aus reichen und kraftvollen Blätterkränzen. An der inneren Wand, die zugleich die alte romanische der Kirche, gehen die Säulen nicht bis herunter, sondern ihre sehr kurzen Schäfte sind theils unten nur mit einem Ring umgeben und einfach zugestutzt, theils mit einem Füßchen versehen, das von einer wieder mit den Halbmonden geschmückten Konsole getragen wird. Diese zwei von einander gekehrten Halbmonde kommen sowohl auf den in der Kirche gemalten Wappenschildern als auch auf den sehr alten Grabplatten, die hier im Kreuzgange liegen, vor, und stammen aus den Wappen der Magenheim und Stocksberg (s. u.), sie treten außerdem noch auf an den Konsolen des Paradieses und des Sommerrefektoriums, lauter Bauten aus dem Beginn des dreizehnten Jahrhunderts, und merkwürdiger Weise finden sich an einer Konsole bei der Südostecke des Kreuzganges statt der Halbmonde zwei Lilienstäbe, aus dem Wappen derer von Remchingen. 1

Die reichen und herrlichen Formen des Südarmes setzen sich an Ost- und Westseite je mit einem Gewölbejoche fort, nur sind die Öffnungen an der Westseite etwas anders gebildet, mit Säulen nämlich statt der Fenstergewände, und mit Kleeblattfüllung. Noch ein Strebepfeiler und der Anfang eines neuen Bogens, (sowie ein urthümlicher Wasserspeier, der einzige am ganzen Kreuzgang), ist hier an der Westseite zu sehen, dann wird die Wand um ein wenig schmäler und ganz andere Formenbehandlung tritt ein. Über ein halbes Jahrhundert liegt dazwischen, die Sechstheilung der Gewölbe wird verlassen und es erscheinen einfache Kreuzgewölbe mit reichen birnförmigen Rippen und mit Schlußsteinen, auf denen Thiergestalten aus Blätterkränzen schauen. Die Doppelfenster werden beibehalten, aber nun die beiden Fenster von einem großen etwas gedrückten Spitzbogen umfaßt und durch eine starke Mittelsäule verbunden, um die sich vier Dreiviertelsäulchen reihen; die Spitzbögen der Fenster enthalten dünnes durchsichtiges Maßwerk, wogegen die Wand zwischen den Fenstern und dem Umfassungsbogen nur in der Mitte und zwar von einer tiefen Fünfblattrosette durchbrochen wird. Diese prächtigen Fenster der Westseite, fünf an der Zahl, füllen die Flächen zwischen den Strebepfeilern fast vollständig aus und nehmen den Westarm vollends ein. Die Rippen der Gewölbe ruhen an der Fensterwand auf Dreiviertelssäulen, die mit je fünf Dreiviertelssäulchen (Diensten) umstellt sind, an der andern Wand aber auf reich skulptirten breiten Konsolen von der Form einer Viertelskugel. Der bedeutende Umschwung des Stils zeigt sich namentlich auch am Ornamentalen: hatten die Kapitelle des Südarmes streng aus der Kelchform des Kapitells heraustreibende

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0146.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)