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Anno milleno ter C cum septuageno
Septimo, cum celebris crucis est inventio cunctis,
Heu pater emoritur venerandus et hic sepelitur
Abbas antiquus, domus hujus fidus amicus,
De Rotwil genitus. Deus hinc devote precandus
Sedulo per fratres. Pauset cum pace Johannes.

(S. auch, besonders über die Inschriften, K. Klunzinger, Artistische Beschreibung der vormaligen Cisterzienser-Abtei Maulbronn. 4. Aufl. 1861.)

Steinmetzzeichen kommen überall an Kirche und Kloster häufig vor und gehen vom 12.–16. Jahrhundert. In den letzten Jahrzehnten wurde Kirche und Kloster im Auftrag des Staats von den Architekten Schöll, Kapf und Berner in sehr tüchtiger Weise restaurirt.

Was die übrigen zu dem ehemaligen Kloster gehörigen Gebäude betrifft, so beginnen wir mit der Beschreibung derselben am Klosterthor und wollen sie von hier aus der Reihe nach verfolgen. Ehe wir zu dem Klosterthor gelangen, steht rechts an der Straße, diesseits des Klostergrabens das frühere Försterhaus, an welchem die Jahrszahl 1469 angebracht ist; zu Klosters Zeiten soll hier der Kloster-Schuhmacher gewohnt haben. Ohne Zweifel war es ursprünglich die Wohnung des Thorwarts, da gerade an dem Haus das äußere Klosterthor stand, welches die Jahrszahl 1472 trug. Durch dieses Thor gelangte man zu der über den Klostergraben angelegten Zugbrücke, die jetzt in eine steinerne Brücke umgewandelt ist und zu dem zweiten eigentlichen Klosterthor (s. o.) führt. Über demselben scheint ein kräftiger Thorthurm gestanden zu sein, der später sichtlich erniedrigt und mit einem Walmdach gedeckt wurde; aber immer noch gewährt er mit seinem rundbogigen Durchgang, über dem ein Rundbogenfries hinläuft und seinen aus Buckelquadern errichteten Mauern einen imposanten Anblick und bekundet die romanische Periode als Zeit seiner Erbauung. An dem Thorthurm sieht man noch die Fälze, in welche die aufgezogene Fallbrücke eingriff und das Thor schloß, auch sind noch die Öffnungen vorhanden, in denen die Ketten zum Aufziehen der Brücke liefen. Überdies scheint noch ein Fallrechen zunächst hinter dem Eingang angebracht gewesen zu sein, der zur weiteren Verwahrung des Thors herabgelassen werden konnte. Im Durchgang selbst sind auf beiden Seiten rundbogige Nischen angebracht und über dem inneren in den Klosterhof hinausführenden Spitzbogen sieht man noch Reste von Freskomalereien, sprechende Zeugen der früheren Prachtliebe, die sogar an dem Durchgang in den Klosterhof Malereien anbrachte; wie reich mögen die übrigen Gebäude und Gelasse geschmückt gewesen sein!

Durch den Thorthurm in den Klosterhof eingetreten, sah man

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0164.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)