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zunächst stehenden, welches Eigenthum des Staats ist, gehen unter beinahe rechten Winkeln gegen den Klosterhof hinein der ehemalige Marstall, jetzt Rathhaus, und der ehemalige Haberkasten.

Das Rathhaus, ein langes, massives, zweistockiges Gebäude mit schönen Renaissancegiebeln enthält im unteren Stockwerk die Gelasse für den Gemeinderath und Magazine, im oberen die Wohnung des Oberamtspflegers. Über einem Fenster des zweiten Stockwerks steht: H. P. M. Verwallter. Das Gebäude ist Eigenthum der Gemeinde und wurde 1839 für seine gegenwärtige Bestimmung eingerichtet; früher war es auch eine Zeitlang die Amtsschreiberei.

Der sog. Haberkasten, ein langes zweistockiges Gebäude mit steinernem Unterstock, zeigt an der östlichen Giebelseite einen schönen Holzbau mit verziertem Balkenwerk.

An das zweite, oben genannte Ökonomiegebäude stößt nun unter einem rechten Winkel der sog. Melkerstall, auch Eichelboden genannt, und bildet die nordwestliche Ecke des Klosterhofs; es ist ein dreistockiges massives, in seinen unteren Theilen aus Buckelquadern errichtetes Gebäude mit spitzbogigem Eingang.

An die Ostseite des Melkerstalls grenzt die großartige, ganz aus Buckelquadern erbaute Klostermühle; ein herrliches Gebäude mit 4′ 5″ dicken Mauern und schönen Giebelblumen auf den spitzen Giebeln; die Mühle hat einen spitzbogigen Eingang und einen jetzt zugemauerten romanischen, der wie auch die an den Mauersteinen häufig vorkommenden Steinmetzzeichen das hohe Alter des Gebäudes nachweist.

Zwischen der Mühle und dem ehemaligen Haberstall steht frei die ehemalige Pfisterei, aus starkem Eichenbalkenwerk mit steinernem Unterstock errichtet. An der gegen die Mühle gekehrten Seite befinden sich über den Thüren der ehemaligen Eselsställe zwei Wappenschilde; der eine enthält zwischen den Buchstaben J. B. einen Abtsstab und auf einem Spruchbande steht: Anno domini 1520, der andere zeigt einen Eselskopf. Über der hölzernen Thüre im zweiten Stockwerk der westlichen Giebelseite ist in den Sturzbalken ein Spruchband mit der Inschrift: Pax huic domui. Anno 1521 schön eingeschnitten. Eigenthum des Staats.

Beinahe in der Mitte des Klosterhofes steht frei auf der Stelle des alten Verwaltungsgebäudes das dreistockige, an den Giebelseiten vierstockige, 1742 erbaute Kameralamt, welches im unteren Geschoß die Kameralamts-Kanzlei, im mittleren die Wohnung des Kameral-Verwalters und im oberen die Wohnung des Revierförsters enthält. Eigenthum des Staats.

Hinter dem Kameralamtsgebäude befindet sich das ehemalige Gesindehaus, jetzt im Besitz des Kaufmanns Straub, mit der Inschrift: „1550 Hans Remer von Schmir (Schmie)“; das Innere des Hauses

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0166.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)