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der ganze Zehnte gegen eine jährliche Abgabe von 10 Schillingen dem Kloster überlassen wurde. Nun wurde auch sogleich der Bau des Klosters auf dem früher Hirschau’schen Platze begonnen, dessen Vollendung aber Günther († 16. August 1161) nicht mehr erlebte; denn erst 14. Mai 1178 weihte Erzbischof Arnold von Trier die Kirche ein. Daß jedoch das Kloster 1157 schon bewohnbar war, erhellt aus der in diesem Jahr vom Pfalzgrafen Conrad dort ausgestellten Urkunde wegen Eilfingens. So lange aber der Bischof lebte, widmete er dem Kloster die eifrigste Fürsorge. Er erwarb ihm den Besitz von Eilfingen (s. daselbst), gestattete allen Geistlichen und Laien seines Sprengels, darein zu treten und es zu beschenken, und verlieh ihm Zehntfreiheit, was Papst Eugen III. in seiner Schutzbulle für das Kloster 29. März 1148 bestätigte. Beim Kaiser Friedrich I., dem Sohne des Gründers von Neuburg, dem Neffen Otto’s von Freising, der selber Abt im Cisterzienserkloster Morimund gewesen war, wirkte er ihm den Reichsschutz, Bestätigung seiner Zehntfreiheit und seines schon beträchtlichen Güterbesitzes aus, 8. Jan. 1156, Speier. Auch beschenkte er es reichlich (26. August 1152 gab er ihm einen Hof in Diefenbach, vor 8. Januar 1156 Weinberge zu Hagenbach in der Pfalz, 1158 eine Hube zu Honscheit im Bisthum Straßburg, 1. Jan. 1159 sechs Bauhöfe bei St. Leon, Lußheim, Ketsch, Otterstadt, Marrenheim und Dudenhofen nebst 1200 Schafen, 1159 eine Hofstatt in Speier, um dieselbe Zeit ein Gut zu Frechstadt und eins zu Schröckh, auch in nicht bekanntem Jahr ein solches zu Germersheim) und sorgte durch kluge Verordnungen und Einrichtungen für einen sicheren Ertrag der Güter, indem er namentlich Schafzucht und eisenbeschlagene Pflüge, sowie Weinbau, z. B. auf dem schon 1152 dem Kloster gehörigen Hof Füllmenbach, einführte.

Darum wurde Günther auch als der Hauptstifter des Klosters geehrt und gleich Walther von Lomersheim in der Kirche begraben. Sein Beispiel munterte auch andere, so den oben genannten Beringer von Löchgau, den Grafen Ludwig von Wirtemberg (s. Eilfingen), zur Freigebigkeit gegen das Kloster auf, welches dadurch bald zu bedeutendem Wohlstand kam.

Bei Günthers Tod besaß es außer dem schon Angeführten noch einen Hof in Knittlingen (1156), später auch die Kirche, einen Hof in Lienzingen (1156) und einen in Löchgau von den Geschwistern Beringers (1156), Güter in Weißach von Graf Egeno von Vaihingen (1157), ferner am Ende des Jahrhunderts den Hof Steinbach (1178 von der größeren Kirche zu Speier, wozu 1179 von Gelphrad von Horrheim ein Gut, 1183 von Speier der Zehnte kam), weitere Güter zu Weingarten (bei Karlsruhe) und zu Schröckh

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0176.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)