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eingerichtet, aber bereits nach 6. Sept. 1634 konnte er in Folge der Schlacht von Nördlingen zurückkehren. Natürlich gab es viel Streit mit dem württembergischen Vogt, mit den evangelischen Pfarrern, denen ihre Besoldungen vorenthalten, und mit den Amtsorten, die in ihrer Religionsübung gestört, und von denen die Gefälle mit Härte eingetrieben wurden, weßwegen letztere 1640 den Herzog baten, sie doch von der Pfaffen Tyrannei zu befreien. 1636 bewies Besold durch Urkunden die Reichsunmittelbarkeit der Abtei, womit er sich aber wenig Dank von Österreich verdiente, das derselben vollends entfremdet wurde, als sie seit 1643 unter dem neuen Abt Bernardin Buchinger, der im Auftrag seines Ordens ungern die Stelle übernommen hatte, sich an Frankreich anschloß. Die Theilnahme Frankreichs bestand hauptsächlich in einer fortwährenden Bedrohung und Mißhandlung des Amtes durch die Philippsburger Besatzung, zu deren Unterhalt es beitragen mußte. Eberhard III. beschwerte sich darüber am französischen Hof, sowie bei Kurfürsten und Ständen, aber ohne Erfolg; auch die Abfindung der Befehlshaber von Philippsburg mit monatlich 1200 fl. half nicht auf die Dauer, ja nicht einmal der Friedensschluß brachte völlige Ruhe, daher 1648 eine schwedische, 1649 eine württembergische Besatzung ins Kloster gelegt wurde, die noch einen kleinen Philippsburger Einfall zurückzuschlagen hatte. Am 14. Okt. 1648 war nach endlosen Verhandlungen Maulbronn Württemberg zugesprochen worden, weil es schon 12. Nov. 1627 in dessen Besitz gewesen; Abt, Prior und Organist wichen als die letzten, zögernd und nicht ohne die Gebäude vorher noch zu beschädigen; 29. Januar 1649 erfolgte die Besitzergreifung und die Huldigung der noch übrigen 373 erwachsenen Amtsangehörigen unter großer Bewegung. 1656 wurde die Klosterschule wiederhergestellt.

Die Schicksale Maulbronns in den weiteren Kriegen des 17. und in denen des 18. Jahrhunderts sind zugleich mit denen des Bezirks oben erzählt. Daß der Ort selber wiederum ziemlich gut wegkam, verdankte er zum Theil seiner gegen die Marodeurs wohl ausreichenden Befestigung. – 1692 bis ums Jahr 1702 mußte die Klosterschule aufgehoben werden.

Im achtzehnten Jahrhundert wurde im Kloster, ohne Zweifel durch die Waldenser, auf Herrschaftskosten eine Seidenraupenzucht eingeführt, welcher der untere Stock des Herrenhauses, sowie vier Morgen zu Maulbeerbäumen eingeräumt waren. Letztere nebst sechs weiteren wurden im Rechnungsjahr 1734–35 der Seidenfabrik zu Stuttgart für 100 fl. auf 25 Jahr erblehenweise überlassen, die nun ein eigenes Manufakturhaus baute. Der Erfolg scheint kein günstiger gewesen zu sein. 1803 wurde die Schuldforderung des

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)