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erbauter hölzerner Steg, und über den Erlenbach eine steinerne, vom Staat zu unterhaltende Brücke.

Die Erwerbsquellen der Einwohner, von denen gegenwärtig 10 über 80 Jahre zählen, sind Feldbau, Viehzucht, etwas Wein- und Obstbau. Außer den gewöhnlichen, meist für das örtliche Bedürfniß arbeitenden Handwerkern besteht eine Kunstmühle, mit 13 Mahl- und 2 Gerbgängen, die gute Geschäfte macht, deßgleichen eine Gipsmühle, Sägmühle, Ölmühle und eine Hanfreibe.

Die Tabaksfabrik von Rapp und Sohn beschäftigt gegenwärtig 30 Personen. Es wird meist Pfälzer- weniger auf der Markung gezogener Tabak verarbeitet. Der Absatz geht ins Inland und ins Badische, namentlich wird viel Schnupftabak abgesetzt und auch als Karotten verkauft.

Schildwirthschaften, worunter 3 mit Brauereien, sind 9 vorhanden, überdieß besteht noch eine weitere Brauerei; das im Ort gebraute Bier hat einen guten Ruf und wird viel nach Pforzheim abgesetzt. Kauf- und Kramläden sind 7 und Ziegeleien 2 vorhanden.

Die Krämer- und Viehmärkte in den Monaten Februar, April und November, wie auch die Viehmärkte in den Monaten Januar, April, Juni, Juli, September und December sind ziemlich bedeutend.

Die Vermögensverhältnisse und die Mittel des Auskommens der Einwohner sind im Vergleich mit andern Orten gerade nicht ungünstig. Der Grundbesitz des begütertsten Bürgers beträgt etwa 50, der des sog. Mittelmanns, welcher hier vorherrscht, 10 Morgen, die ärmere Klasse besitzt einige Viertel geringen Feldes.

Armenunterstützung erhalten gegenwärtig 30 Personen.

In Dürrmenz ist geboren 1549 Hermann Heinrich Frey, Sohn eines der ersten evang. Geistlichen, wollte in Tübingen Arzneikunde studiren, änderte aber auf Anrathen Dr. Dietrich Schnepf’s seinen Vorsatz und wandte sich mit ungetheilter Liebe zum Studium der Theologie, wurde schon frühe Pfarrer in Ober-Eßlingen, kam 1577 als Superintendent nach Schweinfurt, wo er 1599 den 1. April starb. Frey war ein allgemein hochgeachteter Mann, gelehrter Theologe und eifriger Verfechter der neuen Lehre (s. Christ. Heinr. Sixt „H. H. Frey Superintendent in Schweinfurt.“ Nürnberg. 1868). Ferner 1713 Simon Friedrich Rues, Professor der Geschichte in Tübingen, gest. 1748 und 1776 Christian Friedrich Dörner, ein sehr tüchtiger Arzt und Geburtshelfer, gest. 1806.

Die im Verhältniß zu der Einwohnerzahl nicht große, größtentheils für den Feldbau benützte Markung ist, mit Ausnahme der Gehänge gegen das Enzthal, ziemlich eben und hat im allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der größtentheils aus einem leichten, mit Sand gemengten Lehm besteht, im übrigen ist er kalkreich; in der Thalebene herrscht Sandboden vor.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0209.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)