Seite:OAMaulbronn0223.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Thalgehängen hinangebaut, daher ziemlich uneben. An den unregelmäßig angelegten, indessen gut unterhaltenen mit Kandeln versehenen Ortsstraßen lagern sich die meist freundlichen, zum Theil aus schönem Balkenwerk aufgeführten Häuser.

Die beinahe in der Mitte des Orts etwas erhöht gelegene Kirche wurde im Jahr 1753 in einem einfachen Stil durchaus umgebaut und vergrößert; sie bildet ein längliches Rechteck, hat hohe rundbogige Fenster und auf dem Westgiebel sitzt ein kleiner Dachreiter, der zwei von E. Neubert in Ludwigsburg 1845 gegossene Glocken enthält. Das flach gedeckte Innere der Kirche bietet nichts Bemerkenswerthes. Die Unterhaltung hat die Gemeinde.

Der Begräbnißplatz wurde 1751 außerhalb (westlich) des Orts angelegt und 1841 vergrößert.

Die Erbauung des gut unterhaltenen Pfarrhauses, dessen Baulast der Staat hat, fällt in die Zeit von 1740–1750.

Das 1836 erneuerte Schulhaus enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters.

Nach einer jetzt nicht mehr vorhandenen Inschrift wurde das Rathhaus im Jahr 1565 erbaut, der untere steinerne Stock ward in jüngster Zeit erneuert, der alterthümliche Oberbau ist aus schönem, theilweise geschnitztem Balkenwerk aufgeführt; an dasselbe ist eine Kelter mit zwei Bäumen angebaut. Eine weitere Kelter mit zwei Bäumen, ein Backhaus und ein Waschhaus sind vorhanden.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend ein laufender und drei Pumpbrunnen; zu dem ersteren wird eine sehr gute Quelle, deren Wasser sich besonders zum Waschen vortrefflich eignet, in Asphaltdeucheln etwa 1/8 Stunde weit hergeleitet. Durch den Ort fließt die Weisach (oberhalb des Dorfs Burgstallbach genannt), die im Ort selbst noch einen kleinen Seitenbach aufnimmt. Ein etwa ein Morgen großer Weiher liegt 1/4 Stunde südlich und ein ungefähr 1/2 Morgen großer 1/8 Stunde östlich vom Ort.

Vicinalstraßen führen nach Maulbronn und nach Knittlingen.

Die Einwohner, von denen gegenwärtig 4 über 80 Jahre alt sind, befinden sich in mittelguten Vermögensumständen; der Grundbesitz des wohlhabensten Bürgers beträgt 30 Morgen, der des sogenannten Mittelmanns 10 Morgen und der der ärmeren Klasse zwei Morgen. Armenunterstützungen werden gegenwärtig an 4 Personen in Freudenstein und an 2 in Hohenklingen von Seiten der Gemeinde gereicht. Die Hauptnahrungsquellen sind Feldbau, Weinbau und Obstzucht, während die Gewerbe nur den nöthigsten örtlichen Bedürfnissen dienen, mit Ausnahme der am stärksten vertretenen Maurer, die auch auswärts arbeiten. Schildwirthschaften sind 3, Kramläden 2 vorhanden und außerhalb des Orts besteht eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 223. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0223.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)