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noch ummauerten alten Friedhof, und hat ein ganz schlichtes, von flachbogigen und rechteckigen Fenstern erhelltes Schiff. Der starke Thurm, im Osten stehend, vertritt die Stelle des Chores und wird von einem frühgothischen Rippenkreuzgewölbe mit Rippen von halbachteckigem Querschnitt überspannt; an seiner Ostseite sind noch Spuren eines Fensters aus dieser Zeit. Der Triumphbogen ist spitz, an der Westseite des Schiffes sieht man einen alten Fratzenkopf eingemauert und über dem Haupteingange steht 1618, das Jahr der Wiedererbauung des Langhauses.

Auf dem mit achtseitigem Zeltdach bekrönten Thurme, dessen oberstes Geschoß von Holz ist, hängen drei Glocken; die größte ist umgegossen von Ludwig Gosman in Eslingen, die zweitgrößte hat die Umschrift: bernhart lachaman gos mich 1515. hilf got und maria; die dritte hat gar keine Umschrift und ist der Form nach die älteste. Die Unterhaltung der Kirche hat seit 1868 die Stiftungspflege; früher ruhte sie auf der Hofkammer.

Der jetzige Friedhof liegt außerhalb des Ortes gegen Schützingen hin.

Das schöne dreistockige, schon lange erbaute Pfarrhaus, mit Nebengebäuden, ummauertem Hof und Garten, ist vom Staat zu unterhalten. Das an die Kirche stoßende Rathhaus ward in alterthümlichem Holzbau schon vor mehreren Jahrhunderten errichtet. Zwei Schulhäuser bestehen; das alte mit der Wohnung des Schulmeisters und einem Lehrzimmer wurde 1787 erbaut, das neue, 1853–54 erbaute, enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Lehrgehilfen.

Die große Kelter mit 4 Bäumen, jetzt von der Hofkammer an die Gemeinde gekommen, ist nebst dem Hofraum von einer Mauer umfriedigt; über dem Eingang in den Hof steht 1774.

Gutes Trinkwasser liefern jederzeit genügend zwei laufende und fünf Pumpbrunnen; zwei Brunnenleitungen in hölzernen Deucheln bestehen. Auch die Markung ist reich an guten Quellen und von Bächen sind zu nennen, die Metter, südlich am Ort vorbeifließend; in sie ergießen sich der Streiten- oder Mauerthalbach, meist die Grenzlinie der Schützinger Markung bildend, dann der Gündelbach, der mitten durch den Ort fließt aber wenig Wasser hat, und der Steinbach. Ein See, der sog. Hambergsee, 31/8 Morgen groß, ist auf dem Wachtkopfe künstlich angelegt und kann abgelassen werden, was namentlich bei Feuersbrünsten geschieht. Periodisch fließende Quellen kommen in nassen Jahrgängen vor.

Die Vicinalstraße von Schützingen nach Horrheim geht hier durch. Steinerne Brücken bestehen zwei über die Metter, eine über den Streitenbach und eine über den Gündelbach; zwei Stege führen über die Metter und einer über den Streitenbach; ihre Unterhaltung hat die Gemeinde.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0227.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)