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8–900 Stück Wellen liefern, von denen jeder Bürger etwa 18 Stück erhält; das Stammholz wird verkauft, was der Gemeinde 150 bis 200 fl. einträgt, die sie zur Deckung des Gemeindeschadens verwendet.

Weiden sind nicht vorhanden und überdies hat die Gemeinde Knittlingen das Übertriebsrecht auf der Markung; die vorhandenen Allmanden werden um 12 fl. jährlich verliehen.

Die Rindviehzucht (Land- und Simmenthaler Race) ist gut und wird durch einen Landfarren nachgezüchtet; von dem Vieh wird ein Theil gemästet und nach Baden und Frankreich abgesetzt; die übrige Milch verkauft man an die im Ort bestehende Käserei.

Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 3172 fl., deren Zinse für Schul- und Armenzwecke verwendet werden.

Die Gründung des Orts s. bei Groß-Villars.


Knittlingen,
Gemeinde II. Klasse mit 2538 Einw., worunter 14 Kath. a) Knittlingen, Stadt, 2078 Einw., b) Groß-Villars, zum größeren Theil, Pfarrdorf, 414 Einw., c) Störrmühle, Weiler, 18 Einw., d) Pflegmühle, Weiler, 9 Einw., e) Ziegelhütte, Haus, 19 Einw. – Evang. Pfarrei; die Kath. sind nach Michaelsberg, O.-A. Brackenheim, eingepfarrt, 11/4 Stunde nordwestlich von Maulbronn gelegen. Der Ort ist der Sitz des evang. Dekanatamtes, eines Diakons, eines Amtsnotars, einer Postexpedition, eines prakticirenden Arztes und einer Apotheke.


Wo die hohen, waldigen, viel und tief eingebuchteten Vorberge des Stromberges in leichten und niedrigen Ausläufern gegen das badische Flachland hin sich verlieren, liegt beim Zusammengehen zweier wenig eingeschnittener Thäler frei und freundlich die Stadt Knittlingen, und zwar liegt sie etwas uneben auf der äußersten Spitze eines solchen schmalen Ausläufers, der zwischen dem Weisach- und dem Eselbachthale sich erhebt. Um hier eine feste Stätte zu bekommen, erweiterte und schwellte man, was leicht zu bewerkstelligen war und vielleicht schon zur Zeit der Römer geschah, die beiden Bäche zu einem sehr breiten seeartigen Graben, der den Ort auf drei Seiten schützte, und nur gegen Osten, wo sich der leichte Rücken gegen den Stromberg hinzieht, mußte ein eigentlicher Graben angelegt werden. Auf diese Weise entstand eine vollständige Wasserveste; Mauern scheint Knittlingen nie gehabt zu haben, dagegen bestanden zwei Thore, das obere Thor an der nordöstlichen, das untere Thor an der südwestlichen Seite; vor ersterem entstand schon frühe eine Art Vorstadt. Die Umgebung der ziemlich gedrängt gebauten Stadt ist angenehm und fruchtbar; Gärtchen und Obstbaumwiesen gehen fast rings um dieselbe. Aussichten bieten sich auf den Ausläufern des Strombergs, am besten von dem Reichshalder Köpfle, eine Viertelstunde nördlich

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 240. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0240.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)