Seite:OAMaulbronn0244.jpg

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Wasseransammlung, die in heißen Jahrgängen den Sommer über eintrocknet. Früher besaß der Staat im Seeberg einen 183/8 Morgen großen, jetzt ausgetrockneten See, den Stegersee, der jetzt in Privathänden ist und dessen Bodenfläche theils als Ackerfeld, theils als Wiesengrund benützt wird. Hungerbrunnen kommen einige vor.

Die Staatsstraße von Maulbronn nach Bretten, im weiteren Sinne von Stuttgart nach Mannheim und Frankfurt, geht hier durch; Vicinalstraßen führen nach Groß-Villars, Freudenstein und Klein-Villars mit einer Abzweigung gegen den badischen Ort Ruith. Über die verschiedenen Bäche gehen 17 steinerne und 4 hölzerne Brücken, dann 3 Stege; hievon haben der Staat 3 steinerne, Privaten 3 hölzerne Brücken zu unterhalten; die übrigen unterhält die Gemeinde. Sie hat auch das Recht, Weggeld zu erheben, wovon sie jedoch, unter Vorbehalt der Wiedereinführung, seit 8 Jahren keinen Gebrauch mehr machte.

Die im allgemeinen fleißigen und sparsamen Einwohner haben zwar kein besonders kräftiges Aussehen, erreichen aber dennoch nicht selten ein hohes Alter und gegenwärtig befinden sich 8 Personen im Ort, die über 80 Jahre zählen; ihre Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht, Weinbau und Obstzucht; die Gewerbe haben wenig Bedeutung; viele leben von Taglohnarbeiten. Unter den Gewerbetreibenden sind am meisten vertreten Bauhandwerker, Schneider und Schuhmacher; letztere und die Steinhauer arbeiten viel nach außen. Dann bestehen hier eine Ziegelei, zwei Mundharfengeschäfte (letztere mit gutem Erfolg), und drei Mahlmühlen, die Störrmühle mit drei Mahlgängen und einem Gerbgang, die Pflegmühle und die obere Mühle, je mit zwei Mahlgängen und einem Gerbgang; ferner eine Ölmühle, elf Schildwirthschaften, wovon zwei mit Bierbrauereien verbunden sind, eine Bierbrauerei mit Speisewirthschaft und endlich vier Kauf- und drei Kramläden. Die beiden erstgenannten Mühlen stehen eine Viertelstunde unterhalb des Ortes. Einige Frucht- und Steinfuhrleute fahren in’s Badische.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören im allgemeinen zu den mittleren; der vermöglichste Grundbesitzer, Eigenthümer der Störrmühle, hat 115 Morgen; der sog. Mittelmann 15–18 Morgen; auch die ärmere Klasse ist nicht ganz ohne Güterbesitz. Auf auswärtigen Markungen (Klein-Villars, Bretten und Ruith) besitzen hiesige Bürger etwa 70 Morgen, wogegen auswärtige Bürger ebensoviel auf hiesiger Markung inne haben. Gemeindeunterstützung erhalten 8 bis 10 Erwachsene, und 18–20 Kinder sind in die Kost gegeben. Der Ort hat das Recht, in den Monaten März, Mai, August, Oktober und December je einen Krämer- und Viehmarkt und in den Monaten

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0244.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)