Seite:OAMaulbronn0247.jpg

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überdies vertheilt der Gemeinderath das sonntägliche Kirchenopfer an Hausarme. Eine aus 110 Mann bestehende Feuerwehr ist vorhanden.

Das Vermögen der Stiftungspflege beträgt 4238 fl. 40 kr., hierunter sind 2304 fl., deren Zinse theils zu Armenunterstützungen, theils zur Anschaffung von Lehrmitteln etc. verwendet werden.

Wappen der Stadt Knittlingen.
Wappen der Stadt Knittlingen.

Das Wappen der Stadt enthält im silbernen Feld zwei kreuzweis über einander gelegte schwarze Knittel, über welchen, wo sie sich kreuzen, ein goldener Abtsstab liegt.

Spuren aus der Vorzeit, namentlich aus der römischen Periode finden sich auf der etwa 1/2 Stunde östlich von Knittlingen gelegenen Flur „Feierabend“, wo nach der Volkssage früher die Stadt gestanden sein soll, man findet daselbst noch Grundmauern, römische Ziegel und Gefässefragmente, die einen hier abgegangenen römischen Wohnplatz nachweisen. Eine alte Straße, der sog. Herrenweg (d. i. Heerweg), auch Pforzheimer Graben (ein Hohlweg) zieht, von Groß-Villars herkommend, an dieser Niederlassung vorüber, kreuzt 1/4 Stunde südöstlich von Knittlingen die alte Straße nach Maulbronn, führt alsdann durch die Weinberge, wo man noch Spuren von ihr hat, und nimmt ihre Richtung gegen Pforzheim. Nach der Sage soll diese alte Straße der Postweg von Heilbronn nach Pforzheim gewesen sein, jedenfalls verdankt sie ihre erste Anlage den Römern, die auch eine weitere aus der Gegend von Maulbronn herführende Straße (s. den allgemeinen Theil) hier angelegt und durch das jetzige Knittlingen geführt haben. Letztere Straße, welche die rothe, auch Kaiserstraße genannt wird und noch entschiedene Spuren ihrer ursprünglichen Pflasterung zeigt, lief über den Salzacker bei Maulbronn, weiter durch den Steigwald und auf einem Flachrücken nach Knittlingen, wo sie das Thal übersetzt und alsbald die Anhöhe bei dem sog. Burgweg wieder gewinnt, um auf derselben bis Bretten fortzulaufen.

Die Thalübergangsstelle bei Knittlingen scheinen die Römer durch irgend eine Anlage gesichert und gedeckt zu haben, so daß die Vermuthung, die Umfriedigung eines Theils der Stadt mit einem sehr breiten mit Wasser gefüllten Graben möchte von den Römern herrühren, keine zu gewagte ist.

Überdies kommen auf der Markung mehrere Benennungen vor, die auf frühere, längst abgegangene Wohnplätze etc. schließen lassen, wie z. B. „Groß- und Klein-Hegenach“ (1/2 Stunde südwestlich vom Ort), „Altenhof“ (1/4 Stunde nordöstl. vom Ort), „ob Oberhofen“ (1/4 Stunde östlich vom Ort), „Wartbühl“ (1/2 Stunde nördlich vom Ort), „Stetten“ (1/8 Stunden nordöstlich von Groß-Villars) u. s. w.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 247. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0247.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)