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Ölbronn,
mit Aalküstenmühle, Untermühle und 4 Bahnwärterhäusern,
Gemeinde III. Kl. mit 764 Einw., wor. 1 Kath. – Ev. Pfarrdorf; die Kath. sind nach Michaelsberg, O.-A. Brackenheim, eingepfarrt. 5/4 Stunden südwestlich von Maulbronn gelegen.


Am Fuß des Eichelbergs, in einem mäßig eingefurchten Seitenthälchen des Salzathales liegt ziemlich geschützt der langgestreckte, gleichsam nur eine Straße bildende freundliche Ort. An der auffallend breiten, reinlich gehaltenen Ortsstraße lagern sich die in einem anständigen ländlichen Stil gehaltenen Häuser, die meist mit den Giebelseiten gegen die Straße gekehrt sind; vor den Häusern, namentlich vor den auf der Sommerseite gelegenen, sind hübsche Gärtchen angelegt, was zu dem guten Eindruck, den der Ort macht, wesentlich beiträgt. Der Ort wurde 1622 von den Kroaten abgebrannt, zugleich verloren 450 Einwohner das Leben; die meisten Häuser stammen aus der Zeit kurz nach dessen Einäscherung.

Die mitten im Ort stehende Kirche wurde an der Stelle der früheren im Jahr 1748 im modernen Rundbogenstil erbaut, welche Jahrszahl über dem westlichen Eingang unter den Worten Soli Deo gloria angebracht ist. Der alte noch aus der romanischen Periode stammende, mit einem Zeltdach bekrönte Thurm enthält in seinem untern Stockwerk ein Kreuzgewölbe mit Agnus Dei auf dem Schlußsteine, an einer Ecke desselben ist ein alter Fratzenkopf unter einer Rosette eingemauert und im oberen Theil des Thurms hat sich ein altes romanisches Fenster noch erhalten. Das Innere des Langhauses hat eine flach getäfelte Decke und enthält außer einen schön gothisch ausgeführten Taufstein nichts bemerkenswerthes; jener ist hohl, achteckig und zeigt auf jeder der acht Flächen einen Wappenschild, von denen einer eine Rosette und über ihr die Jahreszahl 1577 enthält, auf drei anderen sind eine Habe, zwei gekreuzte Pfeile und das Zeichen des Steinmetzen angebracht; die übrigen Flächen sind leer. Von den drei Glocken ist die größte von C. F. Blüher 1782 gegossen, die mittlere unleserliche scheint aus gleicher Zeit und von dem gleichen Meister zu stammen, die kleinste trägt die Umschrift „Soli Deo gloria. Anno 1695“. Die Baulast der Kirche ruht auf der Gemeinde. Der 1591 angelegte Begräbnißplatz liegt an der Ostseite des Dorfs.

Das ansehnliche Pfarrhaus mit schönem Obstgarten wurde im Jahr 1743 erbaut und befindet sich in gutem baulichen Zustande; die Unterhaltung desselben hat der Staat. Das 1789/90 im ländlichen Stil erbaute Schulhaus enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnungen des Schulmeisters und des Lehrgehilfen. Das Rathhaus wurde 1738 an die Kelter angebaut, welche zwei Bäume und eine Trotte enthält.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0265.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)