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ein schönes Eckgebäude, das jetzt in Privathände übergegangen ist.

Vortreffliches Trinkwasser liefert eine 6000′ lange Leitung in gußeisernen Röhren, die im Jahr 1868 nach dem Plan des Bauraths Ehmann mit einem Kostenaufwand von 8000 fl. von Corrès her angelegt wurde. Den oben angeführten, mit Wasser gefüllten Fleckengraben beabsichtigt man zum größeren Theil trocken zu legen. Zwei kleine Seen waren vorhanden, die jetzt trocken gelegt und in Wiesengrund verwandelt sind. Auch die Markung ist reich an Quellen und überdies fließen über dieselbe der Erlenbach, welcher an der West- und Südseite des Orts hinläuft und oberhalb Ötisheim den Grundelbach aufnimmt; er tritt zuweilen aus und richtet Schaden an.

Vicinalstraßen nach Maulbronn und Ölbronn, Mühlacker, Schönenberg, Enzberg und Dürrn sichern dem Ort seinen Verkehr mit der Umgegend hinreichend, überdies beträgt die Entfernung bis zum nächst gelegenen Bahnhof Mühlacker nur 3/4 Stunden.

Die Einwohner erfreuen sich einer guten Gesundheit und nicht selten eines hohen Alters, gegenwärtig sind 12 Personen über 80 Jahre alt; ihre Vermögensumstände gehören zu den besseren des Bezirks, indem der vermöglichste Bürger 56 Morgen, der sog. Mittelmann 22 Morgen und die unbemitteltste Klasse 11/2 Morgen Grundeigenthum besitzt. Unterstützung von Seiten der Gemeinde erhalten gegenwärtig 12 Personen. Die Hauptnahrungsquellen der Einwohner bestehen in Feldbau, Viehzucht, Wein- und Obstbau; von den Gewerben sind außer den gewöhnlichen Handwerkern zu nennen: eine großartige, mit gutem Erfolg betriebene Leinwandbleiche, eine Ölmühle, 4 Schildwirthschaften, eine Bierbrauerei mit Schenkwirthschaft, 2 Kauf- und 4 Kramläden; von den Handwerkern arbeiten Zimmerleute, Maurer und Weber auch nach außen. Außerhalb des Orts besteht eine Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang.

Die ziemlich große, schön arrondirte Markung hat, soweit sie für den Feldbau benützt wird, eine flachwellige Lage und im allgemeinen einen fruchtbaren Boden, der größtentheils aus einem etwas starken Lehm, untergeordnet auch aus den schwer thonigen Zersetzungen des unteren Keupermergels und aus den leicht sandigen der Lettenkohlengruppe besteht; ein großer Theil des gegen Nordwesten gelegenen Wiesengrundes ist moorig und zum Theil torfig, daher hier auch saures Futter erzeugt wird, ein Übelstand, dem übrigens in den letzten Jahren durch angelegte Entwässerungsgräben wesentlich begegnet wurde.

Das Klima ist ziemlich mild, doch schaden nicht selten Frühlingsfröste und kalte Nebel, die aus dem feuchten Wiesengrund aufsteigen; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 270. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0270.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)