Seite:OAMaulbronn0278.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Schmie.
Gemeinde III. Kl. mit 532 Einw. – Ev. Pfarrei. 1/2 Stunde südöstlich von Maulbronn gelegen.


Der langgedehnte Ort liegt hoch und luftig auf sanft gegen Süden geneigter Fläche, nahe dem Rande des etwas weiter südlich hinziehenden hier beginnenden Schmiethales. Eine sehr liebliche Aussicht bietet sich schon vom Orte selbst aus an die Löwensteiner- und Murrhardter Berge, an den Schurwald, einen Theil der Alb, an die Solitüde und an den Schönbuch. Die meist kleinen Häuser stehen ziemlich regelmäßig und von Obstbäumen umschattet an der breiten gekandelten Straße, und zeichnen sich vielfach durch geschnitztes Balkenwerk aus, eines darunter zeigt am Eckbalken einen Kopf mit langem Doppelbart und die Jahreszahl 1568, dieselbe Zahl steht an der steinernen Thüre dieses Hauses. An einem anderen Hause liest man 1526.

In der Mitte des Ortes links an der Straße nach Lienzingen liegt die Kirche auf einer gemauerten, mit freundlichem Gärtchen geschmückten Terrasse; sie hat einen schönen neuen samt der Sakristei von Baurath Barth in Heilbronn in romanischem Geschmack 1863–64 erbauten Thurm, der zugleich die Stelle des Chors vertritt; sein drittes Geschoß ist achteckig und wird von hohem Helme bekrönt; den Übergang vom Viereck in’s Achteck vermitteln vier achteckige Thürmchen. Die einfache und kleine Kirche selbst stammt, wie noch das schmale Rundbogenfensterchen ihrer Nordseite beweist, zum Theil aus romanischer Zeit; die übrigen Fenster sind flachbogig und stammen aus der Zeit ihrer letzten Veränderung im Jahr 1756, diese Jahreszahl steht über dem im Zopfstil verzierten Südeingange; über dem Pförtchen der Westseite sieht man H. C. 1604. Im rechteckigen flachgedeckten Innern des Langhauses befindet sich ein hübscher neugothischer Taufstein, und auf dem Altar ein gutgeschnitztes Krucifix. Von den zwei schönverzierten Glocken ist die größere gegossen von L. Neubert in Ludwigsburg 1845, die kleinere von C. G. Neubert in Ludwigsburg. In die nördlich an der Kirche hinlaufende Ringmauer ist ein altes Bildstöckchen eingemauert. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. Der Friedhof liegt außerhalb (nordwestlich) des Ortes; der frühere lag um die Kirche.

Ein Pfarrhaus ist noch nicht vorhanden, indem der Ort erst den 29. Januar 1845 zu einer ständigen Pfarrverweserei erhoben wurde; früher war er nach Lienzingen eingepfarrt; der Pfarrverweser wohnt in einem Privatgebäude.

Das alterthümliche Rathhaus samt Kelter zeigt sehr tüchtigen, hübsch verzierten Holzbau; an seiner Ostecke sieht man einen Schild, worauf 1568 steht. Das freundliche, von Reben umrankte Schulhaus

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0278.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)