Seite:OAMaulbronn0279.jpg

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steht an schönem Gärtchen, ward 1838 erbaut und enthält ein Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Zu nennen ist noch ein altes Haus neben dem Rathhause mit Buckelsteinecken an seinem steinernen Unterstock.

Gutes Trinkwasser liefern seit neuerer Zeit hinreichend 7 Pump- und 2 Ziehbrunnen; früher, bevor der Ort mit weitern Brunnen versehen wurde, entstand öfters Wassermangel. Auch die Markung ist arm an Quellen und nur die Schmie entspringt in unbedeutender Quelle unfern des Dorfs. Zwei Wetten sind im Ort angelegt und außerhalb des Orts bestehen zwei Seen, der eine in den Krämerwiesen 1/8 Stunde nordwestlich vom Ort am Fußweg nach Maulbronn, der andere, der sog. Heumadensee, unfern des Orts an der Vicinalstraße nach Lienzingen.

Zwei Vicinalstraßen führen vom Ort auf die Maulbronn–Illinger Landstraße. Auf der Markung bestehen 7 steinerne Überfahrtsbrückchen, die von der Gemeinde zu unterhalten sind.

Die Einwohner, welche zum Theil noch von eingewanderten Waldensern abstammen, sind sehr fleißig und finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau, Viehzucht, hauptsächlich aber in Waldarbeiten und im Betrieb des Steinhauerhandwerks, wozu zwei nahe beim Ort gelegene Keuperwerksteinbrüche ein vortreffliches Material liefern; die gewonnenen Steine werden theils roh, theils behauen nach außen, namentlich nach Pforzheim abgesetzt; früher wurden viele bei den Eisenbahnbauten verwendet. Wie alt der Betrieb des Steinhauerhandwerks im hiesigen Orte ist, geht daraus hervor, daß die Wendeltreppe zum Oratorium im Maulbronner Kloster von einem Laienbruder Conrad von Schmie 1493 und das Gesindehaus daselbst von einem Hans Romer von Schmie 1550 ausgeführt wurde. Grabsteine werden noch jetzt von zwei hiesigen Bildhauern verfertigt und gehen in bedeutender Anzahl nach außen. Außer den gewöhnlichsten Handwerkern bestehen noch zwei Schildwirthschaften und zwei Kramläden.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den mittelmäßigen, der begütertste Bürger besitzt 70–80 Morgen, der Mittelmann 15, die ärmere Klasse 1/2–1 Morgen Feld; einige Bürger besitzen auch Güterstücke auf angrenzenden Markungen. Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 3–4 Personen.

Die nicht große und überdieß noch über die Hälfte mit Wald bestockte Markung hat, soweit sie für den Feldbau benützt wird, eine ebene Lage und einen mittelfruchtbaren Boden, der größtentheils aus den leicht sandigen Zersetzungen des Keuperwerksteins besteht, und auch von diesem in geringer Tiefe unterlagert wird, daher viele Stellen nicht durchlassend (naß) sind. In einzelnen Lagen treten die weniger fruchtbaren Zersetzungen des unteren Keupermergels auf.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0279.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)