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Der Wiesenbau ist ziemlich ausgedehnt und liefert ein gutes Futter, von dem nur wenig nach außen verkauft wird.

Die namhafte, noch im Zunehmen begriffene Obstzucht wird mit viel Fleiß betrieben; man pflanzt hauptsächlich Luiken, Fleiner, sogenannte Piemonteseräpfel, Knausbirnen, Sauerbirnen, Holzbirnen, Zwetschgen, die jedoch weniger gerne gedeihen als das Kernobst, und etwas Kirschen. In günstigen Jahren können gegen 1000 Säcke Obst verkauft werden.

Gemeindewaldungen sind nur 25 Morgen (Nadelholz) vorhanden, deren Ertrag ganz gering ist, dagegen sind die vorhandenen Weiden nebst der Brach- und Stoppelweide um etwa 100 fl. verpachtet und überdieß trägt die Pferchnutzung gegen 200 fl. der Gemeindekasse ein.

Die Rindviehzucht (rothe Oberländerrace) ist in gutem Zustand und wird mittelst eines aufgestellten Farrens nachgezüchtet. Der Handel mit Vieh nach Pforzheim und Vaihingen ist von einigem Belang.

Auf der Markung laufen 200 Stück Bastardschafe, die theils dem Ortsschäfer, theils Bürgern gehören; die Wolle wird an Tuchmacher nach Vaihingen abgesetzt.

Außer dem Stiftungsvermögen mit 1785 fl. besteht noch eine besondere Stiftung, die Franz Gilli’sche vom Jahr 1813, im Betrag von 100 fl., deren Zinse zu Brod für Arme verwendet werden.

Die Gründung des Orts s. bei Pinache.


Sternenfels.
Gemeinde II. Kl. mit 967 Einw., wor. 6 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Stockheim, O.A. Brackenheim eingepfarrt. 13/4 Stunden nordöstlich von Maulbronn gelegen. Eine Postexpedition mit Poststall befindet sich im Ort.


Sternenfels liegt sehr freundlich auf der westlichen Vorstufe des Stromberges, am Nordwestabhange des Schloßberges, der einst die feste Burg Sternenfels trug, und der frei und steil als nordwestlichste Spitze des eigentlichen Stromberges sich erhebt. Im Süden des Dorfes beginnt in verschiedenen kleinen Schluchten das bald westwärts (dem Rhein) zuziehende Thal des Kraichbaches und gegen Norden tieft sich als schmale Rinne das Thälchen des Hamsterbaches ein. Der hohen und etwas abschüssigen Lage wegen zeichnet sich der Ort durch Reinlichkeit und Trockenheit vortheilhaft aus, auch gewann er durch mehrere größere, in neuerer Zeit ganz aus Sandsteinen erbaute Gebäude, wie das an der Hauptstraße liegende Rathhaus und Pfarrhaus, ein stattliches Ansehen. Die Straßen sind chaussirt und gekandelt und in gutem Zustande.

Die im südwestlichen Theil des Dorfes stehende Kirche ist klein und unscheinbar und für die Einwohnerzahl ungenügend; sie schließt

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0289.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)