Seite:OAMaulbronn0290.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

gegen Süden halbsechseckig und hat gegen Norden einem dreistockigen, unten kreuzgewölbten, oben mit einem Zwiebeldache bedeckten Thurm. Im Jahre 1700 ward sie angelegt, 1750 erneuert und wird an den Langseiten von breiten ungefüllten Spitzbogenfenstern erhellt. Das flachgedeckte Innere besitzt einen alten hohlen Taufstein und über dem halbrunden Triumphbogen ein kleines Krucifix. Von den beiden Glocken zeigt die größere die Reliefs der vier Evangelisten und die Inschrift:

Aus mir ertönt ein heller Schall
Das macht ich bin von fein Metall
Von Ludwigsburg aus Neuberts Hand
Kam ich hieher ins Unterland. Anno 1770.

Auf der andern Glocke steht: Gegossen von C. G. Neubert in Ludwigsburg. 1829. Die Baulast der Kirche, welche im Jahre 1860 innen und außen neu hergestellt wurde, ruht auf der Stiftungspflege. Der Friedhof ward 1866 außerhalb des Ortes verlegt. In alten Zeiten befand sich die Kirche oberhalb des Ortes, gleich unter dem Schloß und um sie herum der Begräbnißplatz. An dieser Stelle, so geht unter den Leuten noch die Sage, liege ein Kaiser begraben. Auch befindet sich am Wege nach Kürnbach die sog. Todtenhöhle, wohin man früher die Todten gebracht haben soll.

Das vom Staat zu unterhaltende Pfarrhaus ward als ein schönes zweistockiges Gebäude im Jahre 1865 ganz aus Sandsteinen erbaut. Auch das sehr stattliche Rathhaus, 1866 in modernem Rundbogenstil errichtet, ist ganz massiv; auf dem Firste trägt es ein Thürmchen mit Glocke. Das Schulhaus, erbaut 1826, enthält zwei Lehrzimmer und die Wohnung des Schulmeisters; außer letzterem unterrichtet noch ein Lehrgehilfe.

Zu bemerken ist noch das große schöngearbeitete Sternenfels’sche Wappen, das am Wirthshaus zur Krone eingemauert ist, und aus den Trümmern der Burg Sternenfels herabgebracht wurde.

Diese Burg, einst über dem Dorf auf dem Schloßberg thronend, ist fast gänzlich verschwunden, nur Spuren des Grabens und der Grundmauern sind noch zu finden; allein im Jahre 1866 wurde auf der Kuppe des Schloßberges auf Veranlassung des Ortsvorstandes, des Pfarrers Veit und des Kaufmanns Höfle aus eigenen und fremden Beiträgen, namentlich der Familie von Sternenfels, ein viereckiger, 30′ hoher, steinerner Aussichtsthurm errichtet; in seine Wände mauerte man verschiedene, früher an der Burg Ochsenberg befindliche Steine mit Wappen und Skulpturen ein. An der Seite des Thurmes gegen Nordwesten sieht man zwei Tafeln mit dem Sickingenschen und dem Gölerschen Wappen und den Inschriften: Madalena von Sternenfels. Geborne von Sieckhingen, und ... von Sternenfels. Geborne von Göhler. An der Seite gegen Nordosten ist eingemauert eine Tafel

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0290.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)