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und nach Kürnbach (Eppingen). Zwei steinerne von der Gemeinde zu unterhaltende Brücken sind über den Hamsterbach angelegt.

Die im allgemeinen fleißigen und sehr betriebsamen, viel Handel treibenden Einwohner finden ihre Haupterwerbsquellen theils in Feldbau und Viehzucht, theils im Gewerbebetrieb und in Arbeiten in Steinbrüchen u. s. w.; von diesen sind zwei, der eine an der Straße nach Derdingen, der andere an der Straße nach Kürnbach gelegen, ziemlich bedeutend; sie liefern feinkörnige Keupersandsteine, die verarbeitet und weit hinein nach Baden verführt werden. Ferner besteht oberhalb des Ortes am Rande des Stromberges ein Bruch im Stubensandstein, der zu Fegsand abgebaut wird und einen hauptsächlichen Erwerbszweig vieler Einwohner bildet. Unterhalb des Nonnenbrunnens liegt ein Tuffsteinbruch, dessen Steine man jedoch nur zum Einfassen von Gartenbeeten gebraucht. Der am Fuße des Schloßberges befindliche Bruch, der schöne Alabaster-Gipse sowie auch rothen Gips liefert, wird wegen zu schwierigen Abbaues wenig benützt. Endlich ist noch eine Lehm- und Töpferthongrube zu erwähnen, aus der die zwei hiesigen Hafner ihre Erde beziehen. Auch finden sich in Steinbrüchen gute Schleifsteine, die weithin versandt werden. Im Jahr 1818 machte man Versuche, aus dem Stubensandstein durch Auswaschen Gold zu gewinnen, was indessen, wegen ungünstigen Erfolgs, bald wieder aufgegeben wurde.

Von den Handwerkern sind alle vertreten; Maurer, Steinhauer, ein Sattler und ein Nagelschmied arbeiten auch nach außen. Linnenspinnerei betreibt ein Theil der weiblichen Bevölkerung auf Bestellung. Strohböden, Tischplättchen (von Stroh) und Backkörbe werden sehr häufig verfertigt, und nicht nur in der Umgegend, sondern auch bis nach Stuttgart, Ulm, Karlsruhe, Freiburg und in andere größere Städte verkauft. Der Absatz von Streusand geht ebenfalls bis Baden und in den Schwarzwald. Ein Frachtfuhrmann fährt von hier nach Heilbronn und zum Maulbronner Bahnhof. Eine Ziegelei liefert gute und gesuchte Ware. Fünf Schildwirthschaften und eine Bierbrauerei, sowie ein Kauf- und ein Kramladen bestehen.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind gegenüber von andern Orten geringer, dagegen sind die Mittel des Auskommens wegen des regen Gewerbebetriebs besser als in anderen wenig bemittelten Orten. Der vermöglichste Bürger hat an Grundbesitz 40, der Mittelmann 12, die ärmere Klasse bis zu einem Morgen, etwa zwanzig Einwohner sind ohne Grundbesitz. Gemeindeunterstützung erhalten 3–4 Personen.

Die mittelgroße, soweit sie für den Feldbau benützt wird, ebene, sonst sehr bergige Markung hat im allgemeinen einen mittelfruchtbaren Boden, der vorzugsweise aus den Zersetzungen des feinkörnigen Keuperwerksteins mit beigemengtem Lehm, aus einem sog. Schleisboden,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0292.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)