Seite:OAMaulbronn0293.jpg

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besteht und daher in nassen Jahrgängen ergiebiger ist als in trockenen. Der theilweise für den Weinbau, größtentheils aber für den Waldbau benützte bergige Theil des Bezirks hat einen aus den Zersetzungen des mittleren Keupermergels und des Stubensandsteins bestehenden Boden.

Das Klima ist mild und gestattet den Anbau des Weins und fast aller in Württemberg üblichen Kulturgewächse; wegen der hohen Lage ist zwar die Luft meist bewegt oft stürmisch, dagegen erfrischend und gesund. Kalte Nebel und schädliche Frühlingsfröste sind seltener als in den tiefer gelegenen Orten, auch wird die Gegend wenig von Hagelschlag heimgesucht.

Der Betrieb der Landwirthschaft ist befriedigend; mit Anwendung des Brabanterpflugs baut man die gewöhnlichen Getreidearten, und zwar vorherrschend Dinkel, ferner sehr viel Kartoffeln, weniger Futterkräuter, Wicken, Erbsen, Linsen, Angersen, Kraut, Hanf, etwas Mohn und Reps. Von den Felderzeugnissen können jährlich nach außen abgesetzt werden: 300 Scheffel Dinkel, 30 Scheffel Gerste, 80 Scheffel Haber, 10 Scheffel Weizen und etwas Reps.

Das Wiesenareal ist nicht unbedeutend, indessen ein ziemlicher Theil hievon in den Händen von fremden, nicht zur Gemeinde gehörigen Angrenzern. Das Futtererzeugniß ist gut.

Von Bedeutung ist der Weinbau, der sich mit Elblingen, Silvanern, Drollingern, hauptsächlich aber mit schwarzen Rißlingen und Portugiesern beschäftigt und einen meist rothen sehr guten Wein liefert, dessen Preise sich in den letzten 10 Jahren von 20 fl. (1860) bis 88 fl. (1866) für den Eimer bewegten; ausnahmsweise wurden im Jahr 1866 von 1/4 Morgen, der mit schwarzen Rißlingen bestockt war, 4 Eimer à 80 fl. gewonnen, wonach sich für den Morgen ein Ertrag von 1280 fl. ergeben würde. Die besten Lagen sind der Schießberg und der Augenberg. Der Wein wird nach Baden, in den Schwarzwald und in die Oberamtsbezirke Vaihingen, Leonberg und Maulbronn abgesetzt. Auf den Morgen rechnet man 2800 Stöcke; sie werden im Bogenschnitt behandelt und den Winter über nicht bezogen.

Die Obstzucht ist namhaft und noch im Zunehmen begriffen; man pflanzt Luiken, Goldhämmerlinge, Weinäpfel, Goldparmäne, Goldreinetten, Fleiner, Bratbirnen, Wöhrlesbirnen, Palmischbirnen, Knausbirnen, Pomeranzenbirnen etc. Das Obst geräth gerne und in günstigen Jahren können über den eigenen Bedarf noch etwa 1500 Simri nach außen verkauft werden.

An Waldungen besitzt die Gemeinde 4914/8 Morgen (Laubholz), deren jährlicher in 139 Klaftern und 9590 Stück Wellen bestehender Ertrag theils an die Ortsbürger mit je 25 Stück Wellen vertheilt,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0293.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)