Seite:OAMaulbronn0300.jpg

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erlaubt hatte. Der Vicar erhielt 1/3 der Einkünfte. 10. Sept. 1358 bekam das Kloster auch das Präsentationsrecht zur Frühmesserei vom Probst zu St. Wido in Speier.

14. April 1407 bescheidet K. Ruprecht den Markgrafen Bernhard von Baden, der sich wegen der Befestigung des Kirchbronnens in Wiernsheim durch das Kloster beschwerte, abschlägig. – 21. Dez. 1461 kam Graf Ulrich von Wirtemberg auf einem Zug gegen die Pfalz hier an. Der Ort litt ohne Zweifel, wie andere des Klostergebiets, dabei Beschädigung (vergl. Sattler Gr. 3, 5). – 1504 wurde Wiernsheim von den Wirtembergern verbrannt. – Durch die Kriege des 17. Jahrhunderts war der Ort von 170 auf 30 Bürger herabgekommen, daher hier 1699 die Waldensergemeinde Pinache sich niederlassen konnte.


Wurmberg,
Gemeinde II. Kl. mit 1078 Einw., wor. 6 Kath. a) Wurmberg, Pfarrdorf, 842 Einw., b) (Neu-) Bärenthal, Weiler, 236 Einw. – Ev. Pfarrei; die Katholiken sind nach Weil der Stadt, O.-A. Leonberg eingepfarrt. 4 Stunden südlich von Maulbronn gelegen.


Der nahe an dem Hagenschieß und der Landesgrenze hoch gelegene Ort ist an die beiden Abhänge eines hier beginnenden Thals hinangebaut, so daß die reinlich gehaltenen Ortsstraßen abschüssig sind, und an ihnen lagern sich ziemlich gedrängt die meist gut unterhaltenen, zum Theil ansehnlichen Bauernhäuser. Im Jahr 1699 siedelte sich in einer besondern Straße, Lucerne genannt, eine Waldenser Colonie an.

Auf der höchsten Stelle des Dorfes, am nördlichen Ende desselben erhebt sich die 1865 eingeweihte, nach dem Entwurfe des Oberbauraths Leins in Stuttgart in gothischem Geschmack erbaute Kirche, und ragt als eine schöne und großartige Zierde über den Ort empor. Sie steht auf dem großen noch ummauerten Friedhofe, von dem aus man eine weite Aussicht genießt über die breitgedehnten dunklen Nadelwaldflächen bis an die fernen lichtblauen feingezackten Linien der Vogesen und an die ruhigen langgestreckten Streifen des Schwarzwaldes. Noch bedeutender ist die Aussicht auf der Höhe des Berges, auf dem sog. Schänzle. Der Thurm, im Osten der Kirche stehend, ist unten herauf noch alt und mit Buckelsteinen versehen, an ihm laufen jetzt die Emporentreppchen hinauf und gegen oben setzte der Baumeister in geistreicher Weise auf die Ecken achteckige Thürmchen, welche den Fortgang in den hohen Spitzhelm schön vermitteln; zwischen den Thürmchen heben sich die vier Seiten des Thurmes als hohe schlanke mit gedreiten Fenstern gezierte Giebel aus dem Dach empor, so daß die Entwicklung des Thurms eine reiche und doch

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0300.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)