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einen eigenen Begräbnißplatz. Das zweistockige vom Staat zu unterhaltende Pfarrhaus wurde 1772 erbaut. Das stattliche mit einem Thürmchen bekrönte Rathhaus stammt aus dem Jahre 1812. Das ansehnliche, im Jahr 1600 erbaute, 1826 erweiterte Schulhaus enthält zwei Schulzimmer und die Wohnung des Schulmeisters. Im Filial Bärenthal wurde 1860 ein Schulhaus neu erbaut mit einem Schulzimmer und der Lehrerwohnung. In Wurmberg unterrichten ein ständiger und ein unständiger, in Bärenthal ein ständiger Lehrer. Nordöstlich von der Kirche steht ein sehr altes Haus, an dem sich eine aus späterer Zeit stammende, unleserlich gewordene Inschrift mit der Jahrzahl 1603 befindet. Die ehemalige Kirche der eingewanderten Waldenser und eine ursprünglich gothische Kapelle sind jetzt zu Wohnhäusern verbaut.

Gutes Trinkwasser liefern stets hinreichend ein laufender und 9 Pumpbrunnen. An Wasser zum Tränken des Viehes tritt zuweilen Mangel ein, dasselbe wird dann aus dem eine Viertelstunde entfernten Bruchthalbrunnen geholt. Eine Wette besteht im Ort. Die Markung ist nicht reich an Quellen und die im untersten Theile des Ortes sind nur periodisch fließende Brunnen, die bei eintretender Trockenheit fast ganz ausbleiben. Ganz in der Nähe der Landesgrenze, unweit Bärenthal, fließt der bei Niefern in die Enz gehende Kirnbach hin.

Vicinalstraßen gehen von hier nach Pforzheim, Öschelbronn, Wiernsheim, Mönsheim und Wimsheim. Auf der Straße nach Pforzheim führt eine steinerne, von der Gemeinde zu unterhaltende Brücke über den Kirnbach.

Die Einwohner sind im allgemeinen fleißig und betriebsam, jedoch äußert die Nähe der Stadt Pforzheim einigen Einfluß auf die gewerbetreibende und in Fabriken arbeitende Klasse. Die Erwerbsquellen der Einwohner sind nämlich beinahe zur Hälfte Ackerbau und Viehzucht, zum übrigen Theil Bauhandwerke, Bijouterie-, Holzhauer- und Taglohnarbeiten. Die Bauhandwerker (Maurer, Steinhauer und Zimmerleute), sowie die Bijouteriearbeiter sind am stärksten vertreten und arbeiten fast sämtlich auswärts, insbesondere in Pforzheim. Eine Ziegelei, die mit Erfolg betrieben wird, 4 Schildwirthschaften, eine Bierbrauerei mit Wirthschaft und 4 Kramläden bestehen.

Vermöge des geringeren Bodenertrags hat der eigentliche Bauernstand nur mäßige Auskommensmittel, der Handwerkerstand dagegen durch die Nähe der Fabrikstadt Pforzheim günstige Verdienstgelegenheit; der Grundbesitz des vermöglichsten Bürgers beträgt etwa 50, der des Mittelmanns 16, und der ärmeren Klasse einen Morgen. Gemeindeunterstützung erhalten 8 Erwachsene und 5 Kinder.

Auf den Großherz. Badischen Markungen Würm und Öschelbronn

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Maulbronn. H. Lindemann, Stuttgart 1870, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAMaulbronn0302.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)