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dieser Anstalt ist städtisches Eigenthum; ihre Einnahme belief sich nach dem Etat von 1842/43 auf 6856 fl., die Ausgaben in demselben Jahre auf 4465 fl. Die Überschüsse fließen in die Stadtkasse.

3) Die Armenkastenpflege hat ein aus Opfergeldern und einigen Kapitalzinsen fließendes Einkommen, das sich 1842/43 auf 355 fl. belief, während die Ausgaben 249 fl. betrugen.

Eine mit dem Hospital in Verbindung stehende öffentliche Beschäftigungsanstalt für erwachsene Arme wurde, die erste im alten Lande, schon 1761 errichtet. Sie besteht gegenwärtig in einer Garnzwirnerei (s. oben), welche von etwa 40 Personen in zwei Sälen des neuen Schulgebäudes (im Flügelbau) betrieben wird und für diese einen jährlichen Verdienst von 2000 bis 2500 fl. abwirft. – Im Jahr 1809 wurde durch den verdienten damaligen Oberamtmann Günzler († 1842), der im ganzen Bezirk noch im gesegneten Andenken steht, ein Wollespinn-Institut errichtet, das sehr schnell in Aufnahme kam und 1814 gegen 600 Personen in Stadt und Amt mit einem jährlichen reinen Verdienst von 12.000 fl. beschäftigte, seit längerer Zeit aber in Folge ungünstiger Verhältnisse eingegangen ist.

Eine Kinder-Rettungsanstalt gedenkt die Oberamts-Corporation zu errichten, wenn das aus der verkauften Kaserne (s. oben) erlöste Kapital von 12.000 fl. für diesen Zweck zureichend angewachsen seyn wird.

Sonstige Anstalten. Für literarische und gesellige Unterhaltung besteht ein Museum (im Gasthaus zur Sonne), für musikalische ein wohlgeübter Liederkranz. Eine Bürgergarde ist vorhanden; eine Schützengesellschaft aber und Schießhaus besteht schon lange nicht mehr. Ein angenehmer Spaziergang ist zwischen der Stadt und unteren Vorstadt angelegt worden.

Anstalten für den Verkehr sind: die Postexpedition, welcher schon oben S. 97 gedacht wurde; an den drei übrigen Tagen geht ein Postbote zu Fuß nach Neckar-Thailfingen. – Die Omnibusfahrten s. ebenda. Landboten mit Fuhrwerk gehen nach Stuttgart, Eßlingen, Reutlingen und Tübingen.

Brunnenanstalten. Eine Wasserleitung aus 9 Quellen im Seebach südlich von der Stadt in thönernen Teucheln, die vor ungefähr 10 Jahren mit einem Aufwand von 10.000 fl. gelegt worden sind, sich aber nicht sonderlich bewähren, führen den 17 laufenden Brunnen der Stadt gesundes Trinkwasser zu; zwei andere Wasserleitungen von der West- und Ost-Seite sind eingegangen. Pumpbrunnen, sowohl öffentliche als Privaten gehörige, sind zahlreich vorhanden.

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_128.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)