Seite:OANürtingen 140.png

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ist 200–250 fl. Der Wieswachs ist gut und ergiebig, aber gleichwohl sehr unzulänglich; die Wiesenpreise stehen zu 200–400–600 fl. Der Holzertrag deckt bei weitem nicht den Bedarf. Die Rindviehzucht ist bedeutend und verbessert sich sehr durch Einführung der Simmenthaler Race. Der Handel mit Vieh und Viehmastung ist eine Haupteinnahmequelle. Leider findet man aber auch noch Stellvieh, das den Juden gehört. Altdorf hat verhältnißmäßig die meisten Schafe im Oberamt, einzelne Bürger gegen 300 Stück Bastarde, die hier gewintert werden. Die Gemeinde erhebt 450 fl. jährl. Pacht von der Schafweide, die übrigens sehr mittelmäßig ist. – Gewerbe sind nur die unentbehrlichsten, Schildwirthschaften zwei vorhanden. Auch hat die Gemeinde in neuerer Zeit ein Gemeindebackhaus errichtet.

Die Vermögensumstände der Einwohner sind verhältnißmäßig gut, die der Corporation, vor einigen Jahrzehnden sehr verwahrlost, jetzt geordneter. Es ist ein kleines Stiftungsvermögen von 1100 fl. vorhanden. Der Großzehnten ist zu 13/24 und 11/24 zwischen dem Hospital Kirchheim und dem Staat getheilt. Letzterer Antheil rührt von den Stiftern Sindelfingen und Oberhofen bei Göppingen. Den kleinen Zehnten bezieht die Pfarrei Neckar-Thailfingen. Den Heu- und Öhmd-Zehnten haben theils die Wittummaier, theils der Staat zu erheben. Bedeutend waren die auf den Gütern haftenden Lasten und Abgaben, welche zum größten Theil, als vom Kloster Denkendorf rührend, das in Altdorf Grundherr war, dem Staat entrichtet werden mußten, in neuester Zeit aber abgelöst worden sind.

Altdorf ist ein hochgelegener Ort, ziemlich unregelmäßig gebaut, und in den Nebenstraßen unreinlich. Die 1827 von der Gemeinde neu erbaute, kleine Kirche hat ein gefälliges Aussehen, aber ein äußerst einfaches Innere; es werden in derselben von dem Pfarrer in Neckar-Thailfingen jährlich 58 Gottesdienste, darunter 26 Sonntagspredigten, gehalten. Die alte Kirche wurde abgebrochen. Der Begräbnißplatz ist 1824 am Nordende des Dörfchens neu angelegt worden. Der Kirche gegenüber steht das Rathhaus, in welchem sich auch das Schullokal befindet. Der Ort hat wegen seiner hohen Lage bisweilen Wassermangel. – Altdorf, das früher zum Klosteramt Denkendorf gehört hatte, ist erst 1808 dem diesseitigen Bezirke zugetheilt worden.

    mit Abgaben belastet sind, daß der Besitzer sich glücklich preist, und selbst zu Geldopfern bereit ist, wenn ein Anderer sie nur annimmt. (Die Grundabgaben gegen den Staat bestehen übrigens jetzt nicht mehr. S. hiernach.)

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_140.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)