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Sonntagen und Feiertagen Vormittagsgottesdienst zu halten. Mit Schlaitdorf steht Altenrieth erst seit 1684 im Filialverband, nachdem sich der frühere mit Neckar-Tenzlingen in Folge langwieriger Streitigkeiten aufgelöst hatte. Für die Schule ist ein neues Gebäude im Werke. Das Rathhaus ist ziemlich alt und unansehnlich. Wasser hat der Ort ungeachtet seiner hohen Lage hinreichend.

Die jetzt mit zertrümmertem Mauergestein bedeckte Stelle der Burg Neurieth, des ehemaligen Sitzes der Dürner von Dürnau, von welcher vor ungefähr 20 Jahren noch ein bis auf 15′ abgetragener Thurm gestanden hatte, ist kenntlich an drei hohen malerischen Eichen auf einem steilen Hügelvorsprung über dem Eintritt des Höllenbachs in’s Neckarthal. Noch hat das ehemalige Neuriether Schloßgut (60 Morgen Äcker und 161/2 Morgen Wiesen) neusteuerbare Eigenschaft. – In der Nähe dieser Trümmerstätte wird am Palmsonntag der sogenannte Bretzelmarkt (s. o. S. 49) gehalten, woran das Volk die Sage knüpft, daß dieß eine Erinnerung an ein jährliches Fest sey, welches der Burgherr auf Neurieth der Jugend zu geben pflegte.[1]

Durch das Gesetz vom 6. Juli 1842 wurde Altenrieth, früher immer ein Amtsort von Tübingen, mit dem diesseitigen Bezirk vereinigt.

Im Jahr 1446 ertauschte Graf Ulrich von Württemberg von Wilhelm Dürner von Dürnau so viel ihm an Altenrieth gebührte gegen Eignung eines Hofs in Wolfschlugen und andere Lehengüter (Sattler Topogr. 308), deßgleichen im Jahr 1473 Juli 15. Graf Eberhard von Württemberg von Graf Jost Nicolaus von Zollern hiesige Güter (Scheffer S. 65). Zwei Lehenhöfe allhier besaß Kloster Denkendorf (Schmidlin Beitr. 2, 70). Altenrieth, früher Rieth, und nachdem Neuenrieth aufgekommen, zum Unterschiede von diesem Altenrieth, hatte auch eine Burg und eigenen Adel. Jene stand bei der Kirche; noch sind Wall und Graben sichtbar. Diether von Rieth, ein Edelknecht, wird 1340 genannt. Lutz von Riete (einen Hund im Wappen) und Agnes von Nellingen seine Hausfrau, verkaufen 1344 dem ehrsamen Mann Friedrich dem Herter von Schiltecke ihren Theil des Burgstalls und alle ihre Güter zu Rieth

  1. Nach der Volkssage haust auf dieser Stätte ein Kobold, der seit Wegräumung des Gemäuers bei strenger Kälte etc. sehr mißmuthig seyn soll. In einem der anmuthigen Wäldchen auf der Markung von Neckar-Thailfingen befinden sich gespenstige Fräulein, die mit dem Kobold in Verhältnissen stehen.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Nürtingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1848, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAN%C3%BCrtingen_143.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)